Samstag, 27. September 2025

Eden / Jan Costin Wagner

HAT MICH BERÜHRT!

Bewertung: ★★★★★



Nach dem Konzert, das Sängerin Ariana La Vaga vor ausverkauftem Haus gibt, explodiert im Eingangsbereich der Stuttgart Arena ein Sprengsatz. Unter den Toten ist auch Sofie Stenger, die das Konzertticket von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. 

Am 22 Mai um 22.47 Uhr geht die Welt für Kerstin und Markus unter, denn ihr einziges Kind, die 12-jährige Sofie stirbt. Unter die Traurigkeit mischt sich auch Entsetzen. Denn ihr Unglück, der Verlust der geliebten Tochter, wird politisch ausgeschlachtet. Markus nimmt Kontakt mit der Familie des Täters auf, da die positive Lebenseinstellung ein grosses Merkmal von Sofie war.

Jan Costin Wagner hat mich mit seinem Roman "Eden" berührt. 

Bis ins Innerste! 

Der Verlust ihrer Tochter und die Tragödie erschüttern Markus und Kerstin, Sofies Eltern. Ihnen wird auch die Zukunft mit ihrem einzigen Kind geraubt. Auf einen Schlag ist da nichts mehr, nur noch Leere. Erinnerungen an den lebenslustigen Teenager ist alles, was zurückbleibt. Sofie ist 12 Jahre alt, als sie getötet wird. 

Aus der Sicht der verschiedensten Figuren liest man, wie sich das Leben weiterentwickelt nach dem Anschlag. Vater Markus kommt zu Wort, Mutter Kerstin, Sofies Tante Isabel und ihre Cousine Lotte, die auch am Konzert waren und Tobias, ein Freund von Sofie. Und auch der Selbstmordattentäter bekommt seine Kapitel. Seine Gedanken mit krudem Stolz erzählt, konnte ich fast nicht ertragen. 

Obwohl der Unglücksabend nur vage angedeutet wird, kann man sich ausmalen, was geschehen ist. Ich hatte Gänsehaut und es hat mich betroffen gemacht. Natürlich auch mit dem Wissen im Hinterkopf, dass genau solche Anschläge in der realen Welt geschehen. Immer wieder!

Der Schreibstil empfand ich als stakkatoartig, jedoch ausdrucksstark. Kurz und bündig erzählt der Autor, was geschieht. Gefühle werden eher nüchtern beschrieben. Und trotzdem liest man zwischen den Zeilen, wie gross die Trauer und Verzweiflung ist.

Sehr gut ausgearbeitet hat der Autor die unterschiedlichen Arten und Ebenen des Trauerprozesses. Markus zum Beispiel geht an die Öffentlichkeit. Er nimmt Kontakt zu der Familie des Attentäters auf und versucht mit seiner ganz eigenen Auffassung den Tod der geliebten Tochter zu verarbeiten. Für Kerstin hingegen ist die Wut ein Ventil. Wut, die sich gegen ihren Mann richtet, der die Überraschung, den Konzertbesuch für Sofie organisiert hat. Die Geschichte zeigt deutlich, wie unterschiedlich Trauerprozesse verlaufen und wie jeder Mensch anders trauert.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei netGalley und dem Galiani-Berlin Verlag

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