Mittwoch, 12. Februar 2025

Schmerz / Jon Atli Jonasson

AUFLÖSUNG: MINUS 1 STERN!

Bewertung: ★★★★☆



Die Klassenfahrt einer Gruppe Jugendlicher und deren Begleiter im Nationalpark von Thingvellir endet dramatisch. Ein 16-jähriger Teenager wurde zuletzt bei einem Wasserbecken gesehen, zurückblieb nur die Jacke und ein Schuh.

Dora, die eigentlich nur an alten und ungeklärten Fällen arbeitet, übernimmt wegen eines personellen Engpasses die Ermittlungen. Ihr zur Seite steht Rado, ein Kriminalbeamter, der aus persönlichen Gründen von anderen Ermittlungen zurückgezogen wurde. Denn sein Schwiegervater, ein bekanntes Mafiaoberhaupt, wurde nach einer Razzia verhaftet.

Dieser Krimi enthält den ersten Fall der Polizei in Reykjavik. Das Ermittlerteam findet erst zusammen, muss sich kennenlernen und lernen, zusammenzuarbeiten.

Dabei sind sie grundverschieden. 

Dora, die nach einem missglückten Einsatz körperlich lädiert ist, übersteht nur mit starken Schmerzmitteln ihre Arbeitstage. sie wird erst nur im Innendienst eingesetzt, muss den Fall des verschwundenen Teenagers übernehmen und wächst an den Anforderungen. Die Figur Dora prägen einige Charaktermerkmale, die mich an autistische Züge erinnert haben. So zählt sie in Windeseile über 2000 Fliesen oder muss sich sehr zurückhalten, um ihrem Gegenüber nicht unverblümt Dinge ins Gesicht zu sagen. Anscheinend Folgen ihrer Kopfverletzung, was bei mir doch leicht futuristisch ankam. 

Ganz anders ist da Rado, der als Kind mit seinem Bruder und seinen Eltern in Island einreiste. An seine ursprüngliche Heimat Bosnien hat er praktisch keine Erinnerungen, wird aber noch ab und zu als nicht Isländer angesehen. Rado ist Vater eines kleinen Sohnes und seine Partnerin Ewa ist ausgerechnet die Tochter eines Mafiosos.

Die beiden ermitteln auf Hochdruck und kommen dabei auf keinen grünen Zweig. Erst 4 Monate und eine Verletzung Doras später lösen sie den Fall durch glückliche Zufälle und Eingebungen Doras. Da hat mich der Autor enttäuscht, denn die Auflösung kam doch sehr schnell und war den gut dokumentierten Ermittlungen zuvor nicht würdig.

Der Autor hat in mehreren Erzählsträngen die Geschichte rund um das Ermittlerduo gestaltet. Zentrales Thema ist das Verschwinden des Teenagers, sehr wichtig ist aber auch eine grosse Razzia, sowie ein Strang mit Hector, einem Gauner sondergleichen. Dazu kommen die gesundheitlichen Belange von Dora und das komplizierte Privatleben von Rado, was in der Summe etliche verschachtelte Erzählstränge ausmacht.

Der Schreibstil von Jon Atli Jonasson ist sehr angenehm zu lesen und die Seiten flutschen nur so dahin. Ein Krimi, ganz im nordischen, düsteren Stil, bei dem ich mir jedoch  die Auflösung etwas sorgfältiger gewünscht hätte.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim scherz Verlag und Vorablesen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen