DEBÜT!
Bewertung: ★★★★☆
Ruth Hartland ist die Leiterin der Traumaabteilung in einer renommierten Klinik in London. Ihre Patienten leben mit den Folgen einer traumatischen Erfahrung und sie gilt als Stütze für ihre Patienten.
Ein neuer Patient weicht die berufliche Distanz, die Ruth normalerweise strikte einhält, auf. Denn dieser Patient erinnert sie an Tom, ihren 17-jährigen Sohn, der vor über einem Jahr verschwunden ist.
Die Autorin Bev Thomas war viele Jahre als klinische Psychologin tätig und "Mutterlüge" ist ihr Debüt. Dass ihr die Materie vertraut ist, merkt man sehr gut. Die Autorin ermöglicht den Lesern nämlich einen guten Einblick in die Vorgänge, Kompetenzen und Abläufe einer psychiatrischen Einrichtung und in psychologische Sitzungen. Dabei wird es oft ausserordentlich beruflich-spezifisch und damit auch mit viel Theorie manchmal etwas trocken und langatmig. Der Leser bekommt jedoch Einblick in die verschiedensten Krankheitsbilder und die Auswirkungen traumatischer Erlebnisse der Patienten.
Die Protagonistin versucht ihren Patienten zu helfen und emotional Distanz zu wahren. Man merkt jedoch sofort, dass der neue Patient bei ihr das berühmte Knöpfchen zu drücken weiss. Den Knopf, der die Grenzen zwischen Professionalität und persönlichem Engagement verschwimmen lässt. Ruth hat persönliche Beweggründe, weshalb der neue Patient Dan Griffin sie so beschäftigt. Diese Beweggründe liegen in der Vergangenheit, denn Ruth ist Mutter von nunmehr erwachsenen Zwillingen. Einerseits ist da Tochter Caroline, die ihr Leben auf ihre eigene Art lebt und schon von Kindesbeinen an wusste, was sie wollte.
Dann ist da auch noch Sohn Tom. Er war von klein an sehr auf seine Mutter fixiert, unselbstständig und zögerlich und ist seit einem Jahr verschwunden. Immer wieder bekommt man als Leser Einblick in das Leben der Familie in der Vergangenheit und sieht zu, was so alles schiefläuft. Die Protagonistin, die als Therapeutin sehr selbstsicher auf mich wirkte, wird in der Rolle als Mutter und Ehefrau unsicher und klein. Das erschien mir aber keineswegs holperig und nicht rund, sondern war eine für mich logische Folge auf die Persönlichkeit ihres Sohnes. Vieles an Dan erinnert Ruth also an ihren verschwundenen Sohn und sie wird unsicher und emotional. Die Zerissenheit zwischen Professionalität und emotionalem Befangen kam bei mir voll an, das wurde sehr gut ausgearbeitet.
Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob man bei diesem Buch von einem Thriller sprechen kann. Die therapeutischen Sitzungen waren ab und zu harte Kost, aber durch den distanzierten Erzählstil war die Handlung nie so richtig spannend. Ruth Hartland erzählt in Ich Perspektive und das in einer kalten und sachlichen Form.
Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim btb Verlag und dem Bloggerportal!
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