Mittwoch, 18. September 2024

Dunkler Abgrund / Ruth Lillegraven

DIE GRUBE, DIE MAN SICH GRÄBT....

★★★★☆



Als neue Justizministerin Norwegens muss Clara Lofthus den Spagat zwischen Karriere und Kindern vollbringen. Ihre beiden Jungs, die Zwillinge Andreas und Nikolei, erzieht sie seit dem Tod von Haavard alleine. Drohbriefe, die kurz nach ihrer Wahl eintreffen, machen ihr Angst. Trotzdem will sie ihren Söhnen ein möglichst normales Leben ermöglichen. An einem Freitagabend, als sie nach einem langen Arbeitstag endlich zu Hause in Oslo ankommt, sind Andreas und Nikolei verschwunden. Ein Brief, der in der Wohnung liegt, bestätigt Claras Befürchtungen: ihre Söhne wurden entführt. Clara macht sich mithilfe ihres Chauffeurs auf die Suche und erkennt sehr rasch, dass ihre Vergangenheit mit der Entführung der Zwillinge zusammenhängt.

Nach "Tiefer Fjord" ist dieses Buch der zweite Band mit Clara Lofthus. Im ersten Band war vor allem ihr Mann Haavard im Vordergrund, dieser ist ja nun tot und Clara bekommt mehr Präsenz. Die Umstände von Haavards Tod sind ...sagen wir es mal so ... mehr als überraschend und eine eigentlich logische Entwicklung nach Band eins. Den Start in die Geschichte empfand ich als zu sehr in die Länge gezogen, dafür wird es nach einem Drittel spannend und entwickelt Sog. Dieser zweite Band kann meiner Meinung nach auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band gelesen werden.

Ruth Lillegraven hat durch ihre Perspektivwechsel, die kapitelweise eine andere Figur in Ich Perspektive erzählen lassen, einen lebendigen und abwechslungsreichen Thriller geschaffen. Einerseits erzählen die Zwillinge ihre Sicht der Dinge, dann wieder Carla selbst oder Personen aus ihrem Umfeld. Gerade Letztere zeigen, wie sehr Carla ihr Umfeld zu täuschen weiss und wie gut, sie die Fassade aufrecht hält. Die Kriminalität geschieht hinter der Fassade der herausragenden Karriere und der Sorge für die Kinder.

Ich war sehr gespannt zu erfahren, wie Carla sich aus der Grube, die sie sich gegraben hat, wieder hinaus manövrieren will.

Die Protagonistin Carla ist sicher eine Figur, die polarisiert. Auch bei mir. Denn zeitweise hat sie mir leidgetan, dann hat mich ihre kalte und unnahbare Art wieder sehr geschockt.

Ruth Lillegraven hat wieder einen Thriller mit einem neuartigen Aufbau zu einem bekannten Thema " Kinder einer Person, die in der Oeffentlicheit steht, werden entführt" geschaffen. Neu ist die Entführung mit der Verbindung zu der Vergangenheit und wie die Geschichte aufgebaut und strukturiert ist. Auch neu ist die Auflösung der Entführung. Diese hat mich regelrecht begeistert und ist schlussendlich sehr stimmig mit dem Vorlauf der Entführung.

Die Botschaft der Geschichte, dass man immer bekommt, was man verdient, passt wie die Faust aufs Auge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen