Bewertung : ✭✭✭✭✫
Jack ist elf Jahre alt, seine Schwestern Joy und Merry sind 9 und 2 Jahre, als ihre Mutter Eileen plötzlich verschwindet. Die Kinder warten im Auto auf sie, während sie zur Notrufsäule geht, weil das Auto stehen geblieben ist. Von dort verliert sich ihre Spur. Jack ist überzeugt, dass seine Mutter einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Drei Jahre später hält er sich und seine Schwestern mit Einbrüchen über Wasser. Bei so einem Einbruch entdeckt er etwas, was Licht ins Dunkel über das Verschwinden seiner Mutter bringt.
Die Anfangsszene, die Kinder, die alleine im Auto warten bis ihre Mutter zurückkehrt, ist sehr dicht beschrieben. Belinda Bauer hat ein Händchen für Szenen, die sie so realistisch beschreibt, dass man als Leser die Angst buchstäblich fühlen kann.
Sehr mit gefühlt habe ich mit Jack und seinen Schwestern. Gezeichnet durch den Verlust der Mutter, zeigen die drei Geschwister alle Facetten eines Traumas auf. Jack gerät auf die schiefe Bahn, Joy zieht sich in eine Scheinwelt zurück und die Jüngste, Merry lechzt nach Anerkennung. Erstaunt war ich über die Entwicklung der Geschichte. Was im Klappentext so tönt, als ob das eventuelle Verbrechen an der Mutter der drei Kinder im Vordergrund steht, rückt erst mal ziemlich in den Hintergrund. Denn über längere Passagen geht es zwar um die drei Kinder, doch da werden oft Gefühle und das schwierige Leben ohne Eltern thematisiert. Erstaunt hat mich, dass niemand bemerkt, dass drei minderjährige Kinder ohne Elternteil oder sonstige Verwandten in einem Haus leben. Ab und zu empfand ich dadurch den Plot leicht konstruiert.
Dann bekommt ein Strang rund um die schwangere Catherine und ihren Mann Adam sehr viel Raum. Lange konnte ich mir nicht erklären, wie das mit den elternlosen Kindern zusammen hängen könnte.
Und schlussendlich erfährt man noch, wie findige Ermittler eine Einbruchserie zu stoppen versuchen. Der Fokus der Erzählung liegt zuerst ganz klar nicht auf den Ermittlungen. Weder in dem vermeintlichen Verbrechen an Eileen Bright, noch im Fall der Einbruchserie. Es wird im Gegenteil sehr viel Wert darauf gelegt, das Leben einzelner Figuren zu thematisieren und die schlussendlich schlüssig zu verstricken. Bis es soweit ist, muss man einige Längen überwinden. So ufert zum Beispiel eine Passage über ein Abendessen mit Freunden von Catherine und Adam leicht aus.
Schlussendlich wird doch noch ermittelt. Und nach und nach fallen die Puzzleteile an Ort und Stelle !
Was ich lange als unvorstellbar angesehen habe, gelingt der Autorin ganz toll. Alle Stränge verbinden sich zu einem grossen und schlüssigen Ganzen.
" Die verlassenen Kinder " ist ein unkonventioneller Krimi, auf dessen Fokus lange nicht die Auflösung der Verbrechen oder kriminellen Aktivitäten liegt.
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