Freitag, 21. Juni 2019

10 Stunden tot / Stefan Ahnhem

UEBERLADEN UND KLISCHEEHAFT

Bewertung : ✭✭✫✫✫


Kriminalinspektorin Irene Lilja ist gefordert. Nicht nur, dass ein Kollege vor kurzem auf unerklärliche Weise verstorben ist …. Kollege Fabian Risk bis zum Herbst beurlaubt ist, weil seine Tochter im Krankenhaus weilt. Ihre Chefin muss auch noch zur Kur und Kollege Molander spielt sich als Chef auf. Dann geht auch noch ein Serientäter um, ein 11jähriger, syrischer Junge wird vermisst und junge Frauen werden ermordet aufgefunden.







Mir fiel es sehr schwer eine vernünftige Zusammenfassung zu schreiben. Denn die Geschichte ist so überfrachtet, dass man manchmal nicht mehr weiss, wo einem beim Lesen der Kopf steht.
Sehr viele Erzählstränge, Fälle , Personen und viel Privates vermischen sich zu einem grossen und undurchdringlichen Brei. Einen roten Faden konnte ich oft nicht (mehr) erkennen. Ich hatte das Gefühl, jeder der Ermittler wurstelt einfach vor sich hin. Ob im Dienst, wie Malander und Lilja oder aber wie Risk während seiner Beurlaubung. Leider hat der Autor es nicht geschafft, diese verschiedenen Stränge vernünftig und übersichtlich nebeneinander laufen zu lassen. Dabei war ich schon froh, dass ich durch die vorderen Bände über Vorwissen verfügte. Denn etliches reiht sich nahtlos an dem letzten Band an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Neuleser hier mit "10 Stunden tot" einsteigen könnte. Was mich direkt zur Kritik an den Verlag bringt: Weshalb ist es nicht möglich, Folgebücher klar auf dem Cover zu kennzeichnen? Uebrigens bleiben auch nach "10 Stunden tot" viele Fragen offen, vieles bleibt ungeklärt. Da müsste man wohl oder übel auf den nächsten Band warten. Etwas, was ich mir nach der chaotischen und überfrachteten Erzählweise drei mal überlegen werde.
Als ganz übel und nervend empfand ich die Klischees, denen sich Stefan Angern bedient. Als ein Kind vermisst wird, schiesst sich das Ermittlerteam sofort auf einen Nachbarn ein. Der Grund, warum er als sehr verdächtigt eingestuft wird: Der Mann (!) arbeitet als Erzieher in einer Kita. Was wohl Grund genug ist, ihn als verdächtig zu betrachten. Denn alle männlichen (!) Kitamitarbeiter sind ja per se pädophil veranlagt! Ein Strang der Geschichte spielt auch in rechtsradikalen Kreisen, auch hier ein Klischee nach dem anderen.
Das Ermittlerteam gibt sich sehr unreif. Wie in Kindergartenmanier wird konstant verdächtigt, bespitzelt und dem anderen nicht das Gelbe vom Ei gegönnt. Rassistische Aeusserungen, frauenfeindliche Sprüche und spitze Bemerkungen inklusive. Irgendwann war ich so genervt, dass ich nur noch grob überlesen habe, wenn das Team untereinander kommuniziert hat.
Der Schreibstil, der ich von den vorderen Bänden als gut in Erinnerung hatte, ist auch hier nicht wirklich schlecht. Ueberarbeitung hätten jedoch der Plot und die Charakterisierung der Figuren dringend nötig gehabt.

Herzlichen Dank an netGalley und Ullstein für das Rezensionsexemplar!

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