HIGHLIGHT
Bewertung: ★★★★★
Bo Andersson lebt zurückgezogen mit seinem Hund Sixten, nachdem seine Ehefrau Fredrika in ein Pflegeheim ziehen musste.
Mithilfe des Pflegedienstes, die für ihn kochen, Wäsche und Haushalt erledigen, ihn pflegen und auch mal mit Sixten spazieren gehen, kann Bo überhaupt noch zu Hause leben.
Sohn Hans, der sich ebenfalls kümmert, muss ihm nun Sixten weg und in gute Hände geben. Doch Sixten ist alles, was Bo geblieben ist und wofür es sich lohnt zu leben.
Durchgehende Hauptperson in der Geschichte ist Bo Andersson. Der 89-Jährige leidet unter allerlei Altersgebrechen, musste seine geliebte und an Demenz erkrankte Fredrika ins Pflegeheim geben. Inzwischen sind ihm nur noch genau zwei Freunde geblieben. Mit einem dieser Freunde, Ture, kann er zuerst noch telefonisch Kontakt haben, weil dieser auch gebrechlich ist. Der andere Freund, Sixten, ist sein Hund, der treu an seiner Seite ist. Ja, Sixten ist sein Lebensinhalt und wortwörtlich alles, was ihm geblieben ist. Bo hat zwar einen Sohn, Hans, der sich auch kümmert. Aber Vater und Sohn verstehen sich nicht gerade gut. Ihre Vermittlerin, Fredrika, die Hans und Bo verbunden hat, fehlt. Bo ist ein Mann "alter Schule", der nie gelernt hat über Gefühle zu sprechen und dem vieles im zwischenmenschlichen Bereich schwerfällt.
Doch auch Hans hat mir die Augen geöffnet. Denn Hans spielt betreffend Agilität, Tempo und auch Organisation in einer ganz anderen Liga als Bo. Und das überfordert den alten Mann regelmässig. Ich hoffe, dass ich mich daran erinnere, sollte ich einmal in Hans Situation sein.
Mich hat die Geschichte berührt und ich habe mit wachsendem Interesse die Gedanken von Bo gelesen. Der alte Mann denkt nämlich oft zurück an vergangene Zeiten, als Hans noch klein oder in der Pubertät war. Oder aber an seine Kindheit, mit einem strengen, ja fast herrischen Vater, den er "der Alte" nennt.
Die Autorin hat mit ihrem Debütroman schonungslos angesprochen, wie es ist alt zu sein. Würde, Selbstbestimmung, Gebrechen und Loslassen sind tief gehende Themen. Bo ist komplett vom Pflegedienst und seinem Sohn abhängig und möchte so viel mehr. So versucht er mit seinem Hund spazieren zu gehen oder selbst Brennholz ins Haus zu schaffen.
Erschreckend fand ich die Beschreibung der Einsamkeit, in der der alte Mann lebt. Seine körperliche Verfassung hat das soziale Leben auf Sparflamme schrumpfen lassen. Umso dankbarer ist er, dass sein Hund bei ihm ist. Die Verbindung mit Sixten hat mich im Herzen getroffen.
Man muss sich bewusst sein, dass in dieser Geschichte das Thema Sterben allgegenwärtig ist. Dies auf eine authentische und bewegende Art und Weise.
"Wenn die Kraniche nach Süden ziehen" ist für mich ein Highlight. Die Autorin hat es geschafft, dass ich völlig abgetaucht bin in Bos Leben und sein langsames Losloslassen.
Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim btb Verlag und vorablesen.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen