Sonntag, 26. Oktober 2025

Das Resort / Sarah Goodwin

KONSTRUIERT, ABER DOCH UEBERRASCHEND!

Bewertung: ★★★★☆



In einem Retreat in den Bergen Bayerns heiratet Jess, Milas Schwester. Mila reist mit ihrem Mann Ethan dafür extra von Bristol an. Alles geht schief, was nur schiefgehen kann. Erst verspätet sich der Flug, dann bleibt ihr Mietwagen mitten im Schneesturm einfach stecken. Ethan und Mila kämpfen sich durch den Schnee und hoffen auf Hilfe in dem Dorf, in dem sie gerade noch vorbeigekommen sind. 

Die Häuser sind jedoch baufällig und verlassen, sie übernachten notgedrungen dort. Am nächsten Morgen erwacht Mila und Ethan ist verschwunden. Der erste Gedanke, dass er vor der Hütte ist, stellt sich als Irrtum heraus. Ethan taucht nicht mehr auf und Mila muss befürchten, dass er entführt wurde.

Die Autorin hat ein Setting geschaffen, das furchteinflössend und absolut unheimlich ist. Eine junge Frau ist alleine mitten im Nirgendwo. Ohne Handy, mit nur wenig Nahrungsmitteln, noch dazu in einem Schneesturm. Sie muss zudem Angst haben, dass ihr Mann entführt und getötet wurde. Ich fand es unheimlich, ich habe mich gegruselt und dem Sog der Geschichte nachgegeben. Einige Wiederholungen, zum Beispiel das repetitive Erwähnen von Milas Beinverletzung, hätte man straffen dürfen.

Eine Kunst, wenn eine Autorin oder ein Autor den grössten Teil einer Geschichte mit sage und schreibe einer aktiv teilnehmenden Figur schreibt und dabei eine Sogwirkung erzeugen kann. Denn über den grössten Teil des Buches ist Mila ja alleine, denn Ethan ist und bleibt verschwunden. 

Das war auch die Frage, die mich am meisten umtrieben hat. Wo ist Ethan und weshalb findet Mila nach seinem Verschwinden keine Spuren von ihm im Schnee? In dieser Hinsicht konnte mich Sarah Goodwin komplett überraschen. Okay, alles ist etwas arg konstruiert und man muss gerade bei Milas Verbleiben in dem verlassenen Dorf beide Augen zudrücken. Denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass da nirgendwo eine Strasse oder bewohntes Gebiet ist.

Sarah Goodwin hat mich mit "Das Resort" gut unterhalten und obwohl ich die Protagonistin Mila wohl im wahren Leben nicht mögen würde, habe ich es ein ganzes Buch lang mit ihr gut ausgehalten. Sie ist von Kindesbeinen an sehr verwöhnt und gewohnt zu bekommen, was sie möchte. 

Rückblenden in ihre Kindheit, mit Eltern die sie konstant ihrer 5 Jahre älteren Schwester Jess vorziehen, zementieren diesen Eindruck. Zugute musste ich ihr gehalten, dass sie Jess aus vollem Herzen liebt. Die Beziehung der beiden war jedoch ambivalent und Jess einfach zu gut für diese Welt.

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