EIN KIND, DAS ANDERS IST
Bewertung: ★★★★☆
Alice Whitley sagt sofort zu, als Verlagsleiter Isaac Vargas sie bittet einen Job in Los Angeles zu übernehmen. Alice, die eigentlich ausgebildete Lehrerin ist, soll den Sohn der bekannten Autorin Mimi Banning betreuen.
Nebenbei soll ein Auge darauf haben, dass Mimi ihre Schreibblockade überwindet. Der Traumjob stellt sich jedoch als sehr kniffelig dar, denn der 9-jährige Frank ist anders als andere Kinder und lebt sein Leben nach eigenen Regeln.
Frank ist anders als andere Kinder und meiner Meinung nach lebt er mit ASS, einer Autismusspektrum-Störung. Er erträgt fast keine Berührungen, schläft unruhig oder überhaupt nicht und nimmt jeden noch so banalen Witz wörtlich. Frank reisst sich entweder die Haare aus oder legt sich schreiend hin, wenn die Welt aus seiner Sicht drunter und drüber geht. Zudem hat Frank grosse Schwierigkeiten sich in der Schule zu integrieren. (Seite 55: Die Kinder in der Schule sagen ich sei verrückt) Frank ist ein Filmfan und kann Zitate aus Filmen auswendig aufsagen, was ab und zu beim Lesen etwas ermüdend war. Ich bin kein Filmfan und so waren die Zitate eins wie das andere für mich.
Zudem ist Frank äusserst altklug und spricht wie ein Professor. Er sagt Dinge wie "präfrontaler Kortex oder "Filmconnaisseure". Der Neunjährige kleidet sich wie ein Adeliger aus den 40er Jahren und was Aussenstehende von seinem Kleiderstil halten, ist ihm egal. Da ich beruflich mit Menschen im Autismusspektrums Bereich zu tun habe, kann ich es nicht ausstehen, wenn Menschen mit ASS in Büchern und Filmen mit dem Jöh Effekt charakterisiert werden. Dieses Buch geht zum Glück nicht in diese Richtung. Denn es zeigt zum Beispiel, wie schwer es Frank in der Schule hat, wo Flexibilität gefragt ist und sich viele Menschen in einem Raum aufhalten.
Ich fand Frank einer ermüdende und aufreibende Figur und damit authentisch. Alice hingegen empfand ich als sehr naiv, jedoch sympathisch. Alice nimmt Frank, wie er ist und versucht nicht, ihn in die Schablone "normal" zu pressen. Es dauert etwas, bis sie die Eigenheiten ihres Schützlings verstanden hat. Da Alice ein grosses Herz hat, versucht sie dem Jungen Stabilität zu geben. Sehr gelungen ist Mimi, die Mutter von Frank. Man spürt förmlich, wie sie mit ihrem Sohn an die Grenzen kommt und einen Kampf austrägt zwischen Verantwortung für ihr Kind und Normalität für ihr eigenes Leben.
Die Idee ist gut und die Umsetzung manchmal anstrengend zu lesen. Gar nicht gefallen hat mir der Schluss, denn dieser ist eher offen gehalten. Da haben mir eindeutig noch ein paar Seiten gefehlt.
Liebe Irene
AntwortenLöschenDanke für deine "Warnung" in Bezug auf den Schluss. Das schreckt mich gerade eher ab, irgendwie mag ich es, wenn ein Schluss entweder komplett offen und rätselhaft bleibt (sofern dies zur Geschichte passt), oder wenn eine Geschichte wirklich zu Ende erzählt wird. Hier klingt das jetzt eher so, als wäre der Schluss einfach nicht so passend gelungen.
Alles Liebe
Livia
Hallo Livia,
LöschenGenau so empfand ich es!
Alles Liebe
Irene