Sonntag, 26. Januar 2025

Schlaflos in Seelisberg / Blanca Imboden

MITTEN AUS DER SCHWEIZ!

Bewertung: ★★★★☆



Ihr Psychiater, den sie wegen ihrer Schlafstörung aufsucht, rät Valentina Bachmann-Visconti zu einem Tapetenwechsel. Vorsichtig bringt sie Ehemann Willy, Tochter Tanja und Enkelin Emily bei, dass sie ihren sechzigsten Geburtstag alleine feiern will.

Valentina fährt in die Innerschweiz, wo sie sich in Seelisberg um Hund Luna, Papagei Otto, Katze Stella und das Haus von Hildegard kümmert. Sie fühlt sich sofort wohl in der Dorfgemeinschaft und schlüpft in die Rolle der Hausherrin. Die sich komischerweise nie meldet, was Valentina seltsam erscheint.


Blanca Imboden hat mit "Schlaflos in Seelisberg" eine Geschichte geschrieben, die mitten im Herzen der Schweiz entspringt. Es steckt ganz viel Schweiz drin und immer wieder tauchen wissenswerte und interessante Details aus der Schweizer Geschichte auf. So erfährt man nicht nur, wer die Schweizer Landeshymne komponiert hat, sondern auch was es mit dem Weg der Schweiz so auf sich hat. Auch wie die Schweizer es so draufhaben beim Thema Foodwaste und Klimaschutz wird erwähnt.  Denn auch Themen wie Umweltschutz und Klimakrise werden thematisiert. In der Gestalt von Valentinas Enkelin Emily, die eine glühende Klimakämpferin der heutigen Zeit ist, hat Valentina immer wieder Diskussionen und Belehrungen zur Hand. Diese Passagen werden nie mit einem erhobenen Zeigefinger geführt, sondern konträr und anschaulich. Auch das in der Realität brisante Thema "Klimakleber" dient für Gesprächsstoff.

Valentina ist eine Protagonistin, die es mir leicht gemacht hat, sie zu mögen. Sie ist offen, interessiert und verschliesst die Augen weder vor den Problemen dieser Welt, noch den ihrer Mitmenschen. Und, dass sie auch manchmal ein bisschen egoistisch und mehr auf sich und ihre Bedürfnisse hören muss, wird sie hoffentlich noch lernen. Denn eigentlich ändert sie in der Beziehung nichts dort in Seelisberg. Sie macht das, was sie auch zu Hause getan hat: sich kümmern, organisieren und zurückstecken. 

Ab und zu gibt es einzelne Passagen, die zu lange geraten sind und den Anschein machen Platzfüller zu sein. Ich habe zum Beispiel einen zu lang geratenen Besuch in einem Yogi-Zentrum grob überlesen. Die Story rund um Valentina und ihrer Auszeit ist ansonsten abwechslungsreich und vielseitig. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten. Gerade, weil auch tiefergehende Themen angesprochen werden. Schlussendlich landet man im zweiten Teil sogar in einer kleinen Krimihandlung, was der Geschichte zusätzlichen Pep beschert. Schade fand ich aber, dass dieser Krimianteil irgendwann versandete und sich eher nebenbei erledigt hat.

Die Autorin schreibt in einem flüssig zu lesenden Schreibstil, der authentisch mit Schweizer Ausdrücken angereichert ist.

Für die Leserunde und das Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei Orellfüssli!

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