WENN MORD UND KUNST SICH TREFFEN!
Bewertung: ★★★☆☆
Fünf Jahre nach ihrem Tod werden die Kunstobjekte der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman im Tate Modern in London ausgestellt. So auch ihr bekanntestes Objekt Division II.
Die Aufregung ist gross, als entdeckt wird, dass die Künstlerin in dieser Skulptur einen menschlichen Knochen verarbeitet hat.
Die Fairburn-Stiftung, die die Skulptur besitzt, schickt seinen Kurator James Becker nach Eris Island, wo die Künstlerin bis zuletzt mit ihrer Freundin Grace lebte.
Dreh- und Angelpunkt in diesem Roman von Paula Hawkins ist die Kunst. Skulpturen, Malerei und getöpferte Tonobjekte, die die verstorbene Künstlerin Vanessa Chapman gestaltet hat und nun eines ihrer Objekte im Mittelpunkt steht. Ausdrücke wie "Finissage" oder "figurative Malerei" machen diesen Teil der Handlung glaubwürdig. Unterschwellig schwebt ein mögliches Verbrechen mit, da in einer Skulptur ein menschlicher Knochen gefunden wird. Die Frage war dann auch sehr spannend, ob der Knochen menschlichen Ursprungs ist und von wem er stammen könnte.
Zu Beginn fiel mir der Einstieg in die Geschichte schwer, denn der Aufbau ist unruhig. Da gibt es Tagebucheinträge, Zeitungsartikel, Mails, Briefe und immer wieder Perspektivwechsel. Es wird aus der Sicht von Becker und aus der Sicht von Grace erzählt. Meist musste ich ein paar Sätze lesen um zu wissen, wer gerade im Fokus steht. Dieser Aufbau mit verschiedenen Elementen zieht sich durch das ganze Buch. Ebenso viele Nebenhandlungen, die nicht unbedingt alle relevant für die Hauptgeschichte sind, beschäftigen den Leser. Die Hauptgeschichte, der Fund von dem Knochen und die Frage nach dem Ursprung und Grund, ist nicht sehr gehaltvoll. Die Nebenhandlungen stellen sich zum Schluss als genau das heraus: Kleine Geschichtchen, die den Hauptstrang etwas aufpolstern und teilweise zum Schluss offen bleiben.
"Die blaue Stunde" wird reichlich beworben mit "Spitzentitel" und "Highlight der Spannung". Lee Childs Aussage im Innenteil des Umschlages verspricht auch einen grossen Wurf. Dem allem kann ich leider nicht zustimmen. Die Spannung ist minimal vorhanden, denn ich habe mich gefragt, wem der Knochen, der irgendwie in das Kunstwerk geraten ist, denn gehört. Darum geht es aber über weite Teile des Buches gar nicht mehr. Dafür bekommt man eine Charakterstudie wie aus dem Lehrbuch "Psychische Störung und ihre Auswirkungen".
Die Figuren sind durchwegs unsympathisch. Grace, die eine wichtige Rolle spielt, hat mich bedauerlicherweise nicht so richtig überzeugt. Sie gibt die ganze Bandbreite an Charaktereigenschaften wider, immer genau passend zum Plot und der Handlung.
Ich habe es, nach den Büchern "Into the Water" und "Girl on the train", noch einmal versucht mit einem Buch der Autorin. "Die blaue Stunde" hat mir bei weitem besser gefallen als die genannten Titel. Was Paula Hawkins sehr gut hingekriegt hat, ist die Stimmung dort auf der Insel und die Atmosphäre, wenn der Wind an den Fenstern rüttelt. Auch der Schreibstil habe ich als angenehm zu lesen empfunden.
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