Montag, 20. Mai 2024

Der 1. Patient / Schwiecker & Tsokos

UNGLAUBWÜRDIGES MOTIV

Bewertung: ★★★☆



In der Chirurgie des Klinikums Spreehöhe in Berlin operiert Dr. Sasha Müller einen Patienten mit einem Raucherbein. Es scheint ein Routineeingriff, wie sie schon hundertmal operiert hat. Dr. Sasha Müller setzt ganz auf künstliche Intelligenz. Eine Technik, die auch medizinische Bereiche erobert. Doch während der Operation geht einiges schief und der Patient stirbt.

Die Aerztin wird angeklagt fahrlässig gearbeitet zu haben. Die Oeffentlichkeit bekommt Wind von der Sache und die Stimmung kocht hoch. Verteidiger Rocco Eberhardt ist von der Unschuld seiner Mandantin überzeugt und versucht herauszufinden, ob KI versagt hat? 

Hier ist er nun also der von mir heissersehnte vierte Teil der Justiz - Krimireihe aus der Feder von Michael Tsokos und Florian Schwiecker. Dieses Mal spielt sich die Handlung vorwiegend im Krankenhaus, in der Abteilung einer grossen Tageszeitung und natürlich, wie alle Teile der Reihe, im Gerichtssaal ab.

Sehr gut wird die medizinische Seite, die sehr zentral ist, dem Leser vermittelt. Dass mithilfe künstlicher Intelligenz operiert werden kann, war mit bisher nicht bewusst. Nach dieser Geschichte befällt mich doch etwas Unbehagen, wenn ich daran denke, dass ein Chirurg sich bei einer Operation fremd steuern lassen kann. Eine Podiumsdiskussion als Einführung in die Geschichte legt das Pro und Contra der KI  sehr gut dar.

Man merkt sehr gut, dass Michael Tsokos eine grosse Ahnung der Materie "Medizin" hat. Als Professor der Rechtsmedizin streut er medizinisches Wissen gekonnt ein. Man bekommt Einblick in einen kleinen Teil des Klinikalltages, von Fachkräftemangel bis zu verschobenen Operationen.

Florian Schwiecker hingegen deckt als ausgebildeter Strafverteidiger die rechtlichen Passagen ab. Immer wieder touchierten die Szenen im Gerichtsfall meine Emotionen. So konnte ich mich sehr schön ärgern, freuen und nerven. Diese beiden Teilbereiche, in denen das Autorenduo sattelfest ist, sind sehr authentisch und real.

In Gestalt von der jungen Journalistin Jule Hermann zeigen die Autoren eine andere Seite: die der "Jäger", die Publicity veranstalten und somit möglichst die Auflagen der Zeitungen in die Höhe treiben. Die junge Journalistin, die im Mittelpunkt steht, zeigt jedoch leichte Skrupel, einen tragischen Todesfall so auszuschlachten.

Auch wieder mit von der Partie sind Dr. Justus Jarmer von der Rechtsmedizin und Eberhardts rechte Hand Tobias Baumann. Letzterer dieses mal erstaunlich blass.

Nicht ganz so zufrieden bin ich mit dem Moment, in dem Rocco Eberhardt und sein Team den Tathergang auflösen. Dieser geht leise vonstatten und wird eher nebenbei entdeckt. Dies durch eine Komponente, die auch schon gleich zu Beginn ihrer Recherchen hätte aufgedeckt werden können. Zudem wirkt das Motiv für die Tat aufgesetzt und unglaubwürdig. 

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim Droemer Knaur Verlag und Vorablesen.


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