Montag, 29. Januar 2024

Romeos Tod / Sabine Thiesler

UNERWARTET!

Bewertung: ★★★★☆



Mona Russo ist auf der Suche nach ihren Kindern, nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde. Leo und Lena wurden nach Monas Verhaftung von ihrem Exmann nach Italien geschafft und der Kontakt ist seither abgebrochen. Als Mona den Schauspieler Jan Jespik trifft, verlieben sie sich ineinander und er verspricht ihr bei der Suche nach ihren Kindern behilflich zu sein. Doch erst muss Jan sein Engagement, er spielt den Hamlet, über die Bühne bringen. Deshalb bittet er seine Mutter Dorothea mit Mona in die Toskana zu reisen. Dort soll sich Vincenzo, Monas Exmann, nämlich aufhalten. Jan folgt den beiden und beschliesst Rache an Vincenzo zu üben.

Exzentrisch, überheblich und arrogant sind die Adjektive, die mir spontan zum Protagonisten Jan Jespik einfallen. Der Schauspieler trifft Mona, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die beiden erleben eine Amour fou und ich habe mich schwergetan ihre Eskapaden zu verfolgen. Denn beide waren mir durch und durch unsympathisch, auch wenn ich denke, dass genau das die Absicht der Autorin war.

Jan Jespik ist eingebildet, gehässig und er ist unzufrieden den Hamlet in der Provinz zu spielen. Obwohl er damit grossen Erfolg hat. Diese Unzufriedenheit lässt er an Arbeitskollegen und den Maskenbildnerinnen aus. Ich habe mich praktisch durch das Band über seine überhebliche Art genervt. Die Geschichte wandelt sich, als Mona Jan erzählt, weshalb sie zehn Jahre im Gefängnis sass. Diese Erzählung Monas über ihre Vergangenheit ist fesselnd geschrieben und erschütternd zu lesen.

Im zweiten Teil katapultiert die Autorin die Leser dann an die Orte, an denen ihre Bücher normalerweise handeln. In die Toskana mit ganz viel italienischem Flair und einem spannenden Bezug zum ersten Teil der Geschichte. Leider ohne Commissario Neri aus ihren vorderen Toskana Büchern.

Dann, im dritten Teil des Buches, der unter dem Untertitel "Romeo und Julia" läuft, macht der Buchtitel Sinn. Hier geschieht auch eine rasante Entwicklung, die komplett unvorhersehbar ist. Dieser Teil hat mich noch mehr erschüttert, als Monas Erzählung über ihre Vergangenheit im ersten Teil. Hier eröffnet sich die ganze toxische Beziehung zwischen den Protagonisten und auch ihre krankhafte Art.

Als Fan von der Autorin Sabine Thiesler konnte ich im ersten Teil kaum glauben, dass dieses Buch aus ihrer Feder stammt. Die Ausdrucksweise ist zeitweise nah an der Primitivität. Immer wieder ist das f...Wort hineingerutscht, was mich doch sehr gestört hat. Was sie hingegen gut hingekriegt hat, ist der Wechsel der Perspektivebenen, die klar strukturiert in kurze Kapitel eingeteilt sind. Im zweiten Teil habe ich dann den klaren, korrekten und guten Schreibstil von Sabine Thiesler, wie ich ihn kenne und schätze, wiedergefunden. Im dritten Teil hat sich mich dann sehr überrascht, denn die Geschichte entwickelt sich in eine unerwartete Richtung! Fassungslos habe ich ganz am Schluss das Buch zugeklappt und musste die Entwicklung, die die Story schlussendlich genommen hat, verdauen.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim Bloggerportal und dem Heyne Verlag!

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