Dienstag, 16. August 2022

Der Gesang des Blutes / Andreas Winkelmann

MYSTERY ODER THRILLER?

Bewertung: ★★★★★



Tom und Kristin träumen von einem Haus auf dem Land und entdecken ein passendes Objekt in Althausen. Architekt Tom Merbold sieht viel Potenzial in dem alten Haus. Doch seiner Frau Kristin ist das Haus, vor allem der Keller des Hauses, unheimlich. Tom zuliebe willigt sie ein nach Althausen zu ziehen und sie kaufen das Objekt und bauen um.

Das Glück auf dem Land währt nicht lange, denn Tom wird getötet und Kristin ist allein mit der 4-jährigen Lisa. Genau in dem Haus, das ihr Angst macht. Immer wieder geistern Albträume durch ihre Nächte. Sie träumt von dem Scherenschleifer, der genau in ihrem Haus vor Jahren eine Frau getötet haben soll. Als ihre Mutter einen Unfall erleidet, fleht sie Kristin an, sofort auszuziehen.

 

Der Spannungsbogen ist von Beginn her hoch. Denn als Leser liest man, wie Nachbarn über die drohende Katastrophe reden, die sich im Haus ereignen wird. In genau dem Haus, indem sich die kleine Familie gerade einrichtet, den Umbau plant und die Zukunft farbig anmalt.

Dann stirbt Tom und rund um seinen Tod wird eine Geschichte gewoben, die in Perspektivwechseln mündet. Die Trauer von Kristin und der kleinen Lisa ist greifbar und wird sehr gut zum Leser transportiert. Dan wandelt sich die Geschichte und neue Figuren kommen ins Spiel. Diese Perspektivwechsel, weg von Kristin und ihrem Umfeld, bedingen konzentriertes Lesen. Denn auf einen Schlag werden etliche Figuren eingebaut, die keine Vorgeschichte haben, sondern einfach ihre Geschichte von sich und rund um Toms Tod erzählen.

«Der Gesang des Blutes» ist eine Mischung aus Thriller, Fantasy und Schicksalsroman. Es geistert und spukt ganz schön durch die Räume und den Keller des alten Hauses.

Ich war mir nie sicher, was Kristins Träume, Einbildung und Angst vor den alten Geschichten, die ihr die Nachbarn erzählen, geschuldet ist und was sich in der Realität genauso abspielt, wie es beschrieben wird.

Schade fand ich, dass Andreas Winkelmann nicht den Mut gehabt hat, bei der Auflösung Stellung zu nehmen. Thriller oder Mystery? Er mogelt sich da einfach heraus, indem er den Lesern diese Antwort schuldig bleibt. Andererseits lässt der Autor viel Raum für eigene Gedanken, wie die mystische Seite in die Handlung passt. Damit bewerte ich diese Idee als gelungen für mich und honoriere sie dementsprechend.

 

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