Samstag, 13. August 2022

Elternhaus / Jennifer Mentges

AUFLÖSUNG FRÜH OFFENSICHTLICH.

Bewertung: ★★★★☆



Yvette Winkler zieht mit ihrem Ehemann und den vier Kindern vom Vorarlberg nach Hamburg. Die Familie hat ein altes Haus in der Nähe des Elbauchsees gekauft und umgebaut. Sehr schnell findet die Familie in Consuelo Strunz eine passende Reinigungskraft, die wiederum den Pianisten Tobias Hansen als Klavierlehrer für die Kinder der Familie vermittelt. Alles könnte perfekt sein. Dann jedoch zeigt sich, dass Yvette Winkler zu gutgläubig war....





Zu Beginn lernt man als Leser die einzelnen Figuren in wechselnden Perspektiven kennen. Gründlich taucht man in das Leben von der temperamentvollen Familienfrau Yvette Winkler ein, in deren Ehe es nicht zum besten steht. Die gut betuchte Familienfrau, deren Mann Bernhard Karriere macht, ist energiegeladen und temperamentvoll. Nach und nach zeigt sich jedoch, dass sie damit eine grosse Leere in ihrem Leben zu füllen versucht. Vieles in ihrem Leben ist Schein und sie versucht krampfhaft die Familie zusammenzuhalten. Diese Perspektive ist so gestaltet, dass man als Leser ahnt, dass die taffe Familienfrau noch etwas verbirgt in ihrem perfekten und privilegierten Leben.

Als Nächstes lernt man den Pianisten Tobias Hansen kennen, der mir sehr seltsam erschien. Er ist verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes, dabei jedoch ein notorischer Fremdgeher.

Doch noch seltsamer ist die zukünftige Angestellte der Winklers, Consuelo Strunz, die nach dem Tod ihrer Mutter völlig in einer Fantasiewelt lebt und um Aufmerksamkeiten und Anerkennung buhlt.

Jede der Figuren empfand ich als deprimierend und ich wusste nicht, mit wem ich am meisten Mitleid haben soll. Leider entpuppt sich viel zu schnell, wer Böses im Sinn hat. Auch die Motivation dafür, lag meiner Meinung nach, zu schnell offen. Die kursiv geschriebenen Rückblicke ins Jahr 1984 zeigen sehr schnell, welche Figur in der Gegenwart welche Rolle spielt. Einzig die Identität einer Nebenfigur in der Vergangenheit konnte mich überraschen.

Als die Familie in das Haus Nummer 77 zieht,  habe ich auf den grossen Knall gewartet. Ich hatte keine Ahnung, wer der Auslöser für diesen erwarteten Knall sein wird und was geschieht. Ich wusste nur, dass da was kommen wird. Das empfand ich als ungeheuer spannend. 

Der Schreibstil wirkt oft spröde und die kurzen Sätze haben etwas Abgehacktes. Die Autorin hat es jedoch geschafft, eine unheimliche Stimmung zu erzeugen und die Handlung unvorhersehbar zu gestalten. Ganz zum Schluss erlebt man als Leser Psychothriller vom feinsten und die Auflösung ist stimmig, wenn auch schon gegen Mitte schon offensichtlich.



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