AUTHENTISCH UND BERÜHREND!
Bewertung ; ★★★★★
Es ist ein Schock für Tony und Rosie als sie die Diagnose bekommen: Ihr Sohn Almanzo leidet an der Autismus – Spektrum – Störung. Jahre der Zweifel, voller Schwierigkeiten, Tränen und zermürbenden Auseinandersetzungen liegen hinter der kleinen Familie. Nun ist Almanzo 6 Jahre alt und Rosie erkennt, dass seine Beeinträchtigung immer gravierender ins Leben der kleinen Familie eingreift. Da fällt Rosie eine verhängnisvolle Entscheidung, die ihr ganzes Leben beeinflusst.
Von Berufes wegen lese ich sehr oft Bücher, in denen Menschen mit einer Beeinträchtigung eine zentrale Rolle innehaben. Sehr oft wird diese Beeinträchtigung verniedlicht und / oder Heilungen, Verhalten oder große Verbesserungen, die rein fiktiv anmuten, dargestellt.
„Rosies Wunderkind“ hebt sich ab von diesem Schema, denn die Geschichte ist durch und durch authentisch. Die Autorin beschreibt das Leben als Eltern mit einem Kind mit Autismus so, wie es ist. Hart, schmerzhaft und sehr oft am Rande der Erschöpfung. Das Getuschel der anderen Eltern vor dem Kindergarten, die Anmaßung der Erzieher Ratschläge zu erteilen bis zu Aerzten und Heimpersonal, die oft wenig Sensibilität im Umgang mit Eltern haben, deren Welt in Flammen steht.
Man erfährt genaustens, wie bei der Mutter zuerst der Verdacht entsteht, dass etwas mit ihrem Sohn nicht stimmt. Dann wird aus diesem Verdacht nach einem langen Irrweg durch verschiedene Anlaufstellen Gewissheit und die Welt zerfällt in lauter kleine Scherben.
Dabei kommt einem Rosie sehr, sehr nahe und ich musste mehrere Male schlucken, so gross war mein Mitleid mit ihr. Dies wohl auch, da das ganze Buch über die Handlung und Beschreibungen aus der Sicht von Rosie geschrieben ist.
Zu all den aufwühlenden Passagen kommt noch ein Punkt, der mich schon in Kapitel eins überrascht und auch schockiert hat. Da wird nämlich der momentane Aufenthaltsort von Rosie angesprochen. Sofort habe ich mich gefragt, was um Himmelswillen, denn nur geschehen ist? Diesen Aufenthaltsort kann ich leider hier nicht verraten, um potenziellen Lesern nicht die Überraschung zu nehmen. Nur so viel: Er hat mich durch das Buch getragen und ich konnte das Buch nicht eher zur Seite legen, bevor ich wusste, weshalb Rosie genau dort ist.
Lydia Wünsch schreibt mit einem klaren, schnörkellosen Schreibstil und schafft es trotzdem die Emotionen ihrer Figuren zum Leser zu transportieren. "Rosies Wunderkind" ist das Debüt der Autorin und sehr gelungen!
Dieses Buch wird in mir nachklingen und öffnet mir ganz sicher die Sicht der Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Denn hinter jedem dieser Kinder steht eine Mutter, ein Vater und ihre Beziehung, die von der Beeinträchtigung ihres Kindes beeinflusst und gesteuert wird. Nicht nur das, auch die Beziehungen zu der Verwandtschaft, Bekannten, Nachbarn, Lehrern, Therapeuten und Ärzten werden neu gemischt, wenn ein Kind mit besonderen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht.
Ich bedanke mich herzlichst für das Rezensionsexemplar beim Bloggerportal und dem Diedrichsverlag!
Hallo liebe Irene,
AntwortenLöschenRosies Wunderkind scheint ein Buch zu sein, das man sich am näher ansehen sollte. Die Thematik hat mich bereits angesprochen auch hast du mich mit deinen Worten zum Aufenthaltsort neugierig gemacht.
Ich freue mich, dass du so eine gute Lesezeit mit diesem Buch hattest.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja
LöschenDa ich unter anderem mit Menschen mit Autismus arbeite, bin ich sehr heikel bei dieser Art von Büchern. Doch hier toll geschrieben.
Ja ja der Aufenthaltsort...der hebt die Geschichte auf ein besonderes Level.
Liebe Grüsse
Irene
Liebe Irene
AntwortenLöschenWow, das Buch ist mir noch gar nicht begegnet, aber du klingst richtig begeistert. Ich werde mir "Rosies Wunderkind" auf jeden Fall einmal näher ansehen. Lieben Dank für den Tipp.
Alles Liebe
Livia
Liebe Livia,
LöschenDa ich mit Menschen mit einer Beeinträchtigung arbeite, lese ich öfters Bücher mit diesem Thema. Hier sehr gut umgesetzt, kann es empfehlen.
Frohe Ostertage und liebe Grüsse
Irene