Sonntag, 17. Oktober 2021

Alle ausser Alice / Liane Moriarty

 FAMILIENGESCHICHTE MIT EINER PRISE LIEBE!

Bewertung : ★★★★☆



Kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag erleidet Alice im Fitnessstudio einen Unfall. Die Folge davon ist eine Amnesie, die sie die letzten zehn Lebensjahre in einem Nebel versinken lässt. In ihrem Verständnis ist Alice 29 Jahre alt, glücklich mit Nick und schwanger mit ihrem ersten Kind. Stück für Stück muss Alice sich in ihrem Leben zurechtfinden. Einem Leben, das anders ist als vor zehn Jahren gedacht, erhofft und erträumt.







Die Geschichte rund um Alice wird auf drei Erzählebenen geführt. Als Leser erfährt man nicht nur alles über den Unfall von Alice, ihre verzweifelte Suche nach Erinnerungen und ihre bewegenden Schritte in ihr neues / altes Leben. Vor allem der Start in die Geschichte, die Einführung der Figur Alice und ihrem Leben, hätte man bedenkenlos kürzen dürfen. Das war mir zu langatmig und so hätten 100 Seiten weniger der Geschichte gutgetan. Neben Alice bekommt Elisabeth, die Schwester von Alice, in eingeschobenen Passagen ihren Auftritt. Elisabeth und ihr Mann Ben versuchen alles, um ein Baby zu bekommen. Ihre Unfruchtbarkeit, die Wut, die Zerrissenheit und die Traurigkeit werden detailliert beschrieben. Sehr anschaulich und authentisch wird hier das ganze Kinderwunschprogramm, inklusive der damit verbundenen Gefühle, abgespult. Das muss man als Leserin aushalten können und sich bei diesem Thema nicht langweilen.

Die dritte Ebene, die man von mir aus hätte weglassen können, fokussiert sich auf Blogeinträge von Alice Großmutter Franny. Diese sind sehr oft absolut nichtssagend und meiner Meinung nach reine Seitenfüller. Franny blickt in Beobachterperspektive auf das Leben ihrer Enkelinnen Alice und Elisabeth, schreibt darüber in ihrem Blog und erntet auch Kommentare, die eingefügt sind.


Eindrücklich wurde die Amnesie, das Fehlen jeglicher Erinnerungen, die die letzten zehn Jahre von Alice Leben betreffen, beschrieben. Hier hält die Autorin etliche überraschende Wendungen für den Leser bereit. Bedrückend empfand ich die Tatsache, dass Alice sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat als sie als junge Frau gedacht hat. Aus der verliebten, hoffnungsvollen und schwangeren Frau ist eine verbitterte, zänkische und fremdbestimmte Frau geworden. Traurig, wenn man erkennt, dass das Leben ganz anders wurde als gedacht. Noch schlimmer, wenn einem dieses Leben nicht gefällt. 

Oft habe ich aber auch gelacht, als wir Leser zusammen mit Alice entdecken, was sie so getrieben hat, die letzten zehn Jahre. Hier spielt Alice Familie eine große Rolle, denn sie ist einfach zuckersüß. Familienleben, wie es sich auch in der Realität abspielt. Von Geschwisterstreitereien bis vom Unterricht suspendiertem Nachwuchs.

Immer wieder sind Fragen, die der Story Würze verleihen, eingebaut. Die Frage, warum Nick so ablehnend gegenüber Alice reagiert oder wer Alice ominöse Freundin Gina und was mit ihr geschehen ist, haben mich durch das Buch getrieben.


Da das nicht mein erstes Buch der Autorin Liane Moriarty war, wusste ich, dass mir ihr Schreibstil zusagt. Ihre Figuren wirken und handeln authentisch und vor allem die Dialoge sind oft sehr humorvoll. Ich habe mich mit der Geschichte rund um Alice sehr gut unterhalten gefühlt und kann es Lesern, die für einmal keine klassische Familiengeschichte lesen wollen, empfehlen. Gegen Schluss wird auch noch eine Prise Liebe eingewoben und so endet die Geschichte rund um Alice stimmig und romantisch.


Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim Bloggerportal und dem Diana Verlag!


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