Montag, 7. Dezember 2020

Marigolds Töchter / Julia Woolf

 WAS FÜR NERVENDE FIGUREN BIS ZUR MITTE !

Bewertung : ★★★☆☆



Marigold ist 66 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Dennis und Tochter Suze in einem hübschen Haus mit Garten. Marigold sorgt für ihre Familie, zu der seit neustem auch noch ihre Mutter Nan gehört, die im Alter nicht mehr alleine leben mag und zu der Familie gezogen ist. Der Platz wird knapp, als sich die zweite Tochter Daisy von ihrem Freund trennt und wieder in das Elternhaus zieht. Kurz vor Weihnachten beginnt sich jedoch Marigold zu verändern. Sie ist oft müde, vergisst sehr viele alltägliche Dinge und weiss oft nicht mehr., was sie gerade getan hat.




Mir hat, ehrlich gesagt, das eher altmodische Cover suggeriert, dass diese Geschichte auch eher altmodisch daher kommt. Tatsächlich ist die Figur Marigold vom Schlag Frau, die nicht nur ihren Mann Dennis von vorne bis hinten bedient. Auch die 25- jährige, also erwachsene Tochter, Suze wird gefragt, was sie essen möchte. Weder Mann noch Tochter krümmen einen Finger im Haushalt, was mir doch sehr alte Schule erscheint. Vor allem da Marigold auch noch den Einkaufsladen des Dorfes betreibt, also auch ausserhalb der Familie arbeitet.

Die Geschichte mausert sich zu einer Familiengeschichte mit verwöhnten Mitgliedern, die mir alle unsympathisch waren. Da ist zuallererst die 25 Jahre alte Suze, die von Beruf Influencerin ist, ansonsten Hotel Mama geniesst und weder finanziell, noch anpackend zum Familienunterhalt beiträgt. Ein verwöhntes und pubertäres Mädel, das seine Laune bei Grossmutter und Eltern auslässt und auch ihren Freund einwickelt. Dann ist da noch die missmutige und konstant schlecht gelaunte Grossmutter Nan, die mich genauso genervt hat. Die 32 - jährige Daisy, die nach der Trennung von ihrem Freund aus Mailand zurückkehrt, ist auch nicht besser. Mutter Marigold organisiert die ersten Aufträge und fragt Leute an, ob Daisy ihre Haustiere malen kann, um so Geld verdienen zu können. Daisys neues Berufsziel wird etwas sehr schnell auf die Beine gestellt und genauso schnell erfolgreich vermarktet. Marigold reibt sich auf, putzt, kocht, wäscht und organisiert. Sie ist der Typ Mutter Theresa, der zuallererst an andere denkt. Ihr Mann Dennis, lässt alles geschehen, statt mal bei den Töchtern und der Schwiegermutter auf den Tisch zu hauen.


Erst empfand ich die Geschichte als oberflächlich und erst ab der Mitte bekommt sie Tiefe und die Themen werden eindringlicher. Auch die Figuren werden „erwachsener“ und reifer und die Familie wächst zu einer Gemeinschaft zusammen. Mich hat auch die grosse Solidarität in der Dorfgemeinschaft sehr berührt, die nach Marigolds Diagnose entsteht.


Der Schreibstil wandelt sich nach der ersten Hälfte und wird intensiver. Was vorher eine nette Erzählung über ein 3 Generationenhaus war, wird durch die Diagnose Marigolds, eine neue Liebe von Tochter Daisy und einer neuen Perspektive von Suze fesselnder und tiefgründiger.


Ich bedanke mich bei netGalley und dem Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar!


2 Kommentare:

  1. Hallo Irene,

    so ähnlich ging es mir mit diesem Buch auch. Die spürbare schleichende Erkrankung fand ich gut dargestellt, dafür ging es mit der Pflege und Fürsorge am Ende einfach zu glatt. So passiert das leider nicht immer.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Liebe Barbara,
      Du hast es auch gelesen? Da hüpfe ich schnellstens zu dir und lese deine Rezension.
      Liebe Grüsse
      Irene

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