Donnerstag, 24. September 2020

Was uns verbindet / Shilpi Somaya Gowda

 EINE FAMILIE ZERBRICHT...


Bewertung : ★★★★★




Als Karina 13 Jahre alt ist, erschüttert ein Unglück ihre Familie. Von da an ist nichts mehr so, wie es war und die Ehe ihrer Eltern Java und Keith geht daran kaputt. Noch Jahre später, Karina studiert mittlerweile, dominiert das erlittene Trauma ihr Leben, ihre Beziehungen und vor allem das Verhältnis zu ihren Eltern. Bis Karina in die Wohngemeinschaft Oase eintritt, um dort Nähe und Frieden zu finden.





Jaya und Keith Olander leben eine Ehe in der kulturelle Unterschiede spielend gemeistert werden. Jaya ist die Tochter eines indischen Diplomaten und Keith in England aufgewachsen. Die beiden Kinder Karina und Prem fühlen sich als Engländer, sind jedoch der indischen Kultur, vor allem in kulinarischer Hinsicht, zugetan. Die Autorin hat sehr gut vermittelt, wie Familien mit diesem Hintergrund auch funktionieren können.

Sehr einfühlsam und berührend wird das Unglück, dessen Details ich hier nicht verrate, beschrieben. Mir lief das Herz über und vor allem Karina hat mir unheimlich leid getan.

Was zuerst etwa gleichberechtigt in Sachen Perspektivwechsel und Ich-Perspektive der Figuren vonstattenging, wird mehr und mehr zu Karinas Geschichte.

Einer unheimlich interessanten und überzeugenden Figur. Ganz zu Beginn wird die tiefe Verbundenheit zwischen Karina und ihrem 5 Jahre jüngeren Bruder Prem deutlich. Und dann erlebt man, wie Karina wortwörtlich abstürzt. Von da an wird sie begleitet von selbstverletzendem Verhalten, Schuldgefühlen, Abhängigkeit von ihrer ersten Liebe und einer alles dominierenden Angst, ja man könnte es fast als Phobie bezeichnen.

Auch die Beziehung zwischen Jaya, Keith und ihrer Tochter verändert sich, da auch die Eltern ihr Leben komplett auf den Kopf stellen.

Jaya, die einem Guru hörig wird und Keith, der als Workaholic eine Freundin nach der anderen hat. Und Karina, die mehr und mehr den Halt verliert, den ihre Eltern ihr in der Kindheit gaben. Schlussendlich spielt sich ein grosser Teil von Karinas Leben in der Oase, einer Wohngemeinschaft, die Anlehnung an eine Sekte hat, ab. Bedrückend und zugleich faszinierend empfand ich wie Micah, der Chef der Gemeinschaft, die Anhänger instrumentalisiert und ausnimmt. Die Autorin beschreibt das so, dass man als Leser versteht, wie Menschen in die Fänge von sektenähnlichen Gemeinschaften gelangen können.

So zeigt dieses Buch sehr viel Realität und ich kann mir vorstellen, dass es Dutzende Karinas auf der Welt gibt! Die durch einen Knickpunkt in ihrem Leben straucheln, schlussendlich Geborgenheit und Nähe suchen und empfänglich für solche Wohngemeinschaften sind.

Die Autorin beweist mit sehr viel Einfühlungsvermögen wie eine Familiengeschichte berühren kann.

Mich hat das Schicksal der Familie sehr beschäftigt. Man wünscht niemandem, erleben zu müssen, was diese Familie durchmachen musste.

Ich bedanke mich herzlich bei netGalley und dem KiWi Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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