Bewertung : ✭✭✭✫✫
Stella ist 28 Jahre alt, als ihr Freund fremd geht. Da sie nicht nur bei ihm gewohnt, sondern auch gearbeitet hat, ist sie von einer Minute auf die andere : Betrogen - obdachlos - arbeitslos.
Im Haus ihrer Grosseltern in Laholm will sie über ihr Leben nachdenken und zur Ruhe kommen. Schnell ist für sie klar, dass sie nun ihr grosses Ziel, in New York Karriere zu machen, vorantreiben wird. Denn dieses Ziel hat sie, zugunsten ihres Exfreundes Peder, auf Eis gelegt.
Ganz und gar gegen ihre Natur als typisches Grossstadtkind fühlt sich Stella jedoch wohl in dem kleinen schwedischen Kaff. Ob das an dem Biobauern liegt, der Stella ausnehmend gut gefällt?
Stella machte im ersten Drittel des Buches nicht gerade einen guten Eindruck auf mich. Die Grossstädterin aus Stockholm ist sehr oberflächlich. Sie interessiert sich eigentlich nur für drei Dinge : Kleider, Mode und ihr Aussehen! Auf den ersten Seiten bestätigt sich mein Eindruck durch Aussagen wie " Sie liebt ihre Channel Tasche mehr als das eigene Leben".
Tatsächlich reist sie aufs Land mit " Unterwäsche, Schminke und ihrer Kreditkarte ". Ausgestattet mit der berüchtigten Channel Tasche und High Hells.
Sehnt sich, einmal in dem Häuschen angekommen, nach Haarpflegemittel und Glätteisen für ihre Haare. Da war ich nahe dran, das Buch abzubrechen.
Zum Glück hat die Autorin ihrer Protagonistin dann doch noch Tiefe eingehaucht. Stella wird vielschichtiger, offener und auch sozialer. Sie ist gegen Mitte Buch nicht mehr nur auf sich und ihre teuren Accessoire fixiert. Sondern kümmert sich um Tiere, die Nöte einer pubertierenden 15-jährigen und das Leben ihrer Mitmenschen.
Und dann kommt Thor, der Biobauer, ins Spiel. Die Differenz zwischen den beiden könnte nicht grösser sein. Ihr Leben, ihr Denken, ihre Lebensziele sind wie Feuer und Wasser. Und es kommt, wie es kommen muss und daran gibt es praktisch nie Zweifel. Die beiden kommen sich näher, was sehr vorhersehbar war. Die Liebe kommt relativ schnell ins Spiel, danach gleicht die Handlung lange einem Katz und Maus Spiel. Bis endlich geschieht, was sie schon von Beginn weg wollten. Diese Passagen erinnern an einen Erotikroman. Ich war froh darüber, dass die Autorin doch noch einige Stolpersteine eingebaut hat. Denn so wurde die Story abwechslungsreicher.
Die wenigen Figuren machen es einfach den Überblick zu behalten. Jede Figur hat seine Berechtigung und es wurde nicht künstlich aufgebauscht.
Der Schreibstil hat meiner Meinung nach einige Schwächen. So liest man immer wieder Sätze, deren Formulierung sperrig wirken. Wie : " Ihre dramatischen Farben verrieten ihre Herkunft " ( Stellas Vater stammt aus Indien). Oder " Wirft ihr einen Blick zu, der sie direkt im Lustzentrum trifft". Aber auch : Ich ( Thor) bin völlig unbeweibt ".
Die Geschichte handelt in Schweden, könnte jedoch überall sein. Es werden weder schwedische Spezialitäten, noch die schwedische Landschaft oder Bräuche gross erwähnt.
Zum Glück sind die Themen, die behandelt werden, nicht nur Anziehungskraft, Schminke und Kleidung. Dank Thors jugendlicher Tochter Juni, finden auch Themen wie Feminismus, vegetarische Ernährung und Mobbing Platz.
" Nur ein bisschen Glück " ist unterhaltsam. Nach einem eher zähen Start findet man doch noch Tiefgang und Romantik.
Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich herzlich bei netGalley und dem Forever Ullstein Verlag!
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