Bewertung : ✭✭✭✭✫
Die 82 jährige Evie Snow kehrt nach ihrem Tod zurück in das Haus, in dem sie als 27 jährige gewohnt hat. In Apartment 72 hat sie die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht. Ihre Mutter hatte ihr genau ein Jahr Zeit gegeben um als Karikaturistin erfolgreich zu werden. Wenn sie dies nicht schafft, wird sie von ihren Eltern verheiratet. Evie zieht zu Hause aus und verliebt sich Hals über Kopf in den Musiker Vincent Winters…eine glückliche Zeit, die Evie auch noch nach ihrem Tod in Erinnerung bleibt. Nun kehrt Evie also zurück, um Vincent ein letztes Mal zu treffen, denn ihre Beziehung wurde von ihren Eltern vereitelt.
Eines vorneweg : Auf diese Geschichte muss man sich einlassen und auch mal ein Auge zudrücken, wenn es um die übersinnlichen Aspekte geht. Denn Evie befindet sich im "Wartezimmer des Lebens nach dem Tod" und gerade diese Szenen sind etwas skurril. Ich empfand gerade die Gespräche , die Evie mit dem ehemaligen Portier Liefde führt, sehr gelungen und atmosphärisch passend. Evie geht zum Beispiel durch eine Wand um in die Vergangenheit zu gelangen, verwandelt sich in eine Taube um ein letztes Mal mit ihrem Sohn August zu sprechen und beamt sich durch ihre Vergangenheit. Immer wieder sind Kapitel eingeschoben, in denen man als Leser in der Vergangenheit von Evie steckt, und diese Kapitel sind ganz normal geschrieben ohne übersinnliche Aspekte. Sehr romantisch die Beziehung zu Vincent, sehr kämpferisch Evie, die sich gegen ihre herrische Mutter versucht durchzusetzen und ihre Ziele zu verwirklichen. Sehr traurig und berührend, als die junge Liebe auseinander getrieben wird.
Den Schreibstil empfand ich als angenehm. Etwas hochtrabend in der Ausdrucksweise ("…sie eilte zu seiner Rettung"…Seite 48). Spekulieren kann man darüber, ob diese Ausdrucksweise der damaligen Zeit angepasst oder der Stil der Autorin geschuldet ist. Wobei ich nicht ganz herausgefunden habe, in welcher Epoche, die Rückblenden sich abspielen. Rechnerisch müsste dies so um 1930 gewesen sein. Allerdings scheinen mir die Ansichten und Dünkel der Familie Snow eher im Bereich vor 1900 angesiedelt zu sein.
Sehr amüsant ist die kleine Spielerei mit den Vornamen. So beginnt jeder Name der Familie Snow mit dem Buchstaben E, die der Familie Winters mit V und der Familie von Jim mit J.
Sehr mochte ich, wie man oft in einer Szene, die Gedanken beider beteiligten Protagonisten erfuhr. Dies gab meiner Meinung nach, den Figuren Tiefe und etwas Lebendiges.
Eine romantische Geschichte, mit einem Hauch Selbstverwirklichung der Frau und einer übersinnliches Komponente!
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