Dienstag, 18. September 2018

The House / Simon Lelic

KONSTRUIERTE STORY !

Bewertung : ✭✭✭✫✫

Jack Walsh und Sydney Baker sind schon eine Weile ein Paar, als sich der Traum vom eigenen Haus erfüllt. Sie kaufen ein Häuschen in London und sehen sich am Ziel ihrer Träume. Leider hat der Vorbesitzer den ganzen Müll liegen lassen, und so kostet es Energie, das Haus bewohnbar zu machen.
Als Sydney beim Joggen die 15 jährige Elsie kennen lernt, erkennt sie sofort, dass der Teenager ein Problem hat. Genau genommen, erinnert Elsie sie an ihre Jugendzeit und die Probleme, die Sydney damals mit ihrer Familie hatte. Die beiden freunden sich an, was wiederum Elsies Vater gar nicht gefällt.



Den Klappentext auf dem Buch vergesst ihr am besten. Denn, der gaukelt dem Leser geheimnisvolle Vorgänge im eben erworbenen Haus vor. Zwar, wird ein komischer Geruch erwähnt, dessen Ursprung mehr oder weniger plausibel ist. Und schlurfende Geräusche, die Jack hört. Danach geht es um ganz anderes. Um die Vergangenheit Sydneys und die Gegenwart Elsies, die in grossen familiären Nöten steckt. Und das Haus, der Geruch, die Geräusche sind quasi für lange Zeit vergessen. Zwar werden gegen Schluss die seltsamen Vorgänge in dem Haus wieder mit der nachfolgenden Handlung verwoben. Doch mir war das leider zu konstruiert und der Plot doch zu abstrakt und unrealistisch. Dabei ist die Story nicht langweilig, im Gegenteil. Ich war schon gespannt, wie alles zusammen hängt. Und ein paar überraschende Auflösungen haben mich bei der Stange gehalten.
Zu Beginn kommen abwechselnd Sydney und Jack zu Wort. Wie in einem Tagebuch erzählen sie über ihre Suche nach einem Haus, ihr Kennen lernen und dies und das. Immer wieder nimmt einer Stellung zu etwas, was der andere geschrieben hat. An und für sich ein gutes Stilmittel, wenn sie nicht so schwafeln würden. Beide haben Tendenz langatmig zu schreiben und nicht auf den Punkt zu kommen. Das ist fast wie die Menschen, die was erzählen und bei Weihnachten beginnen, einen Abstecher zu Ostern machen und schlussendlich beim Kern der Sache, in den Sommerferien enden. Ich empfand diese Passagen als äusserst ermüdend. Sobald jedoch Sydney Elsie kennen lernt, wurde die Handlung flüssiger und geschmeidiger. Ich war auch gespannt darauf, was in Syds Vergangenheit geschehen ist. An und für sich ein tragische Geschichte, wenn man sie denn endlich mal erfährt. Denn während der ersten Hälfte wurden so viele Andeutungen gemacht, dass ich zeitweise etwas genervt war. Ich hatte das Gefühl, dass mir wie beim Ziegenlauf eine Möhre vor die Nase gehalten wird und ich unnötige Steigungen überwinden muss, bis endlich denn mal Klartext geschrieben wird. Zudem wird man oft aus der Handlung herausgerissen und scheinbar ohne Plan und Konzept in eine andere Nebengeschichte geworfen.
Ich weiss ehrlich gar nicht, was ich vom Schreibstil halten soll. Denn wie gesagt, hatte ich das Gefühl, er wandelt sich, sobald nicht mehr in Tagebuch oder Manuskriptform erzählt wird.
Die Figuren empfand ich als interessant, wenn auch Jack weitgehend etwas langweilig erscheint. Sydney ist die interessantere Figur, wohl auch, weil es um sie und ihre Vergangenheit geht. Eine Person aus ihrer Vergangenheit, die ich leider spoilern muss, empfand ich als unrealistisch. Dies vor allem in Bezug auf die Verbindung zwischen Sydneys Vergangenheit und dem Geschehen in der Gegenwart.

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