Samstag, 30. Juni 2018

Das Haus der Mädchen / Andreas Winkelmann

THRILLER!

Bewertung : ✭✭✭✭✫


Leni fährt nach Hamburg um drei Wochen lang ein Praktikum beim New Media Verlag zu absolvieren.
Der Verlag hat ihr ein Zimmer in einem schönen Haus, in einem netten Viertel, empfohlen. Erst fühlt sich Leni einsam in dem grossen Hamburg, dann freundet sie sich mit ihrer Zimmernachbarin Vivien an. Eines morgens ist Vivien weg, wie vom Erdboden verschluckt. Leni kann nicht glauben, dass sie weitergezogen ist, denn sie hatte ihr per Nachricht versprochen, dass sie sich abends treffen.




Durch eine verstörende Passage gleich zu Beginn des Buches, war klar: Das wird ein Thriller, der nichts für sensible Leser ist. Und tatsächlich gibt es immer wieder Szenen, die sehr brutal und furchteinflössend sind.
Durch regelmässige Perspektivwechsel und zurückhaltende Einführung in die Figuren und ihre Geschichten, empfand ich die ersten Unterkapitel als wirr. Ich brauchte, nach der oben angesprochenen Eingangsszene, eine Weile, bis ich in der Geschichte angekommen bin und die Figuren einordnen konnte. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Opfer immer wieder im Mittelpunkt stehen, und so Konturen und Leben erhielten. Man fühlt dadurch einfach automatisch mehr mit, als wenn da nur Opfer X oder Opfer Y erwähnt wird. Den Brennpunkt so zu legen, ist sehr clever. Man konnte als Leser dabei zusehen, wie die Opfer gebrochen werden. Wo es, wie gesagt, hart zur Sache geht und man sich als potentieller Leser darauf einstellen sollte.
Ich empfand gerade diese Passagen als interessant, da sie psychologisch gut ausgearbeitet wurden.
Immer wieder enden Kapitel, die oft in 10 bis 12 Unterkapitel unterteilt sind, mit einem Cliffhanger, was gleichzeitig ein Garant für Spannung ist. Geschickt wird gegen Mitte Buch ein Unterkapitel aus der Sicht des Täters eingesetzt, das erste überhaupt. Mangels ernsthafter Alternativen, hatte ich schon relativ früh eine Vermutung wer der Täter ist. Zwar hat Andreas Winkelmann noch mit einer Überraschung aufgewartet, doch meine Ahnung hat sich schon bestätigt. Ich denke, die Figur mit der er die Leser täuschen wollte, war so offensichtlich eine falsche Spur, dass danach nur noch der wirkliche Täter übrig blieb. Vielleicht hätte man da noch eine weitere falsche Spur einsetzen sollen?
Der Schreibstil hat mir gefallen und Andreas Winkelmann hat durch geschickt eingesetzte und über das Buch verteilte, gruselige Szenen, die Spannung und meine Aufmerksamkeit halten können.
Die Figuren sind im Grossen und Ganzen gut charakterisiert, wenn auch etwas klischeehaft gezeichnet. Da jedoch die Figuren ihre Rolle gut gespielt haben und eng in ihrem Klischee gehandelt , gefühlt und gedacht haben, ist mir das hundertmal lieber als Figuren, die nicht überzeugend rüberkommen.
Mir hat dieser Thriller, der seine Genreeinteilung zu Recht trägt, gefallen. Spannung, überzeugende Figuren und ein Plot, der keine Ungereimtheiten aufweist. Was will man als Thrillerleser mehr?

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