Bewertung : ✭✭✭✭✭
Ein Zahlungsbescheid vom Sozialamt wirbelt Simons Leben ganz schön durcheinander. Plötzlich soll er fast 700 Euro pro Monat für seinen Vater Michael zahlen, der in einem Pflegeheim im Koma liegt. Für diese Ausgaben hat Simon nicht nur kein Geld, da er in Elternzeit zu seinem Töchtern schaut. Sondern erst mal auch keine Lust, da er seinen Vater Michael nur ganze drei mal in seinem Leben gesehen hat. Seine Mutter Jarmila ist ebenfalls entrüstet. Und will das Ganze auf ihre Art regeln.
Das Cover und auch das vordere Buch (Dicke Freunde) von Stephan Bartels suggerieren wieder eine humorvolle Geschichte. Dies trifft auch zu einem gewissen Teil zu. Der Wortwitz hier ist hervorragend, viele Male musste ich schmunzeln. Das Thema jedoch hat sehr viel Tiefgang und hat mich berührt und beschäftigt. Themen wie die biologische, psychologische und juristische Definition von einem Vater werden ebenso behandelt, wie Pflegeheimplätze, Sterbehilfe und Komapatienten. Und diese Themen sind halt nicht ( nur) heiter-locker-flockig. Mir haben die ernsten und nachdenklich machenden Untertöne sehr gut gefallen. Allerdings beherrscht der Autor die Gratwanderung zwischen ernsten Themen und witzigen Passagen sehr gut . So hat er es geschafft, mich gleichzeitig zu berühren und zu unterhalten. Regelmässig wurden Abschnitte aus der Jugendzeit von Jarmila, Simons Mutter, eingeschoben. Diese haben mich sehr gefesselt, denn sie spielen 1968 und behandeln unter anderem die Flucht von Jarmila nach Deutschland. Hier werden auch viele Fragen aufgeworfen, die mich durch das Buch getrieben haben. Für Spannung ist also auch gesorgt!
Simon ist in Elternzeit und seine Frau arbeitet voll. Sehr authentisch wird das Familienleben mit zwei kleinen Kindern geschildert. Und das keineswegs nur rosarot, sondern so wie es sein kann…anstrengend und Grund für Diskussionen zwischen den Ehepartnern. Auch Themen wie Vertrauen und Verbundenheit werden hier schön beschrieben.
Vielleicht ahnt ihr es schon. Ich empfand die Figuren durch und durch authentisch und habe ihnen ihre Handlungen abgenommen. Für mich eines vom Wichtigsten in einer Geschichte und hier hat Stephan Bartels die volle Punktzahl verdient.
Der Schreibstil gefiel mir ausserordentlich gut. So gut, dass ich nun noch "Dicke Freunde" nachholen werde!
"Vatertage" bedient viele Genres. Krimi, Humor, Unterhaltungsliteratur...und genau das macht dieses Buch so vielschichtig und interessant! Eine klare Leseempfehlung!
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