Bewertung : ✭✭✭✭✭
Auf einer Baustelle in Woolwitch, London, wird eine skelettierte Babyleiche gefunden. Klar ist, dass dieses Baby schon jahrelang dort liegt. Emma Simmonds entdeckt einen Artikel über diesen Fund in der Zeitung und ist zutiefst verstört. Gleichzeitig wirbelt dieser Artikel auch Angela Irving durcheinander. Vor Jahrzehnten wurde ihre neugeborene Tochter Alice aus dem Krankenhaus geraubt. Könnte dieses Baby Alice sein ?
Die Journalistin Kate Waters muss unbedingt eine Erfolgsstory liefern, damit sie ihren Job behalten kann. Sie ahnt, dass hinter dem Fund der Babyleiche eine grosse Story verborgen sein könnte und beginnt zu recherchieren.
Die Autorin Fiona Barton arbeitete lange bei der "Daily Mail" und bei der "Mail on Sunday"…und genau das merkt man beim Lesen sehr gut. Die Passagen, in dem die Journalistin Kate Waters im Mittelpunkt steht, ihre Recherchen und die Handlung in der News - Redaktion sind sehr authentisch. Man merkt gut, dass die Autorin weiss von was sie schreibt und die Abläufe aus eigener Erfahrung kennt. So empfand ich vor allem die Recherchen der Journalistin Kate als sehr schlüssig und interessant.
Ein weiterer, sehr authentischer, Punkt sind die Gefühle der nach Jahren noch trauernden Mutter Angela. Ihre Verzweiflung, dass ihr Kind geraubt wurde, ist greifbar. Ich hatte jedoch nie das Gefühl der Übertreibung. Emma, als traumatisierte Frau, die ihr Päckchen im Leben zu tragen hat, war mir zu grossen Teilen sehr rätselhaft und ihre Reaktionen nicht immer nachvollziehbar. Erst ganz zum Schluss habe ich verstanden, weshalb die Autorin diese Figur so wankelmütig charakterisiert hat. Passt ausgezeichnet zum Plot der Geschichte! Ab und zu erfährt man, wie Jude, die Mutter von Emma die Pubertät der Tochter und ihr heutiges Verhältnis sieht. Gefallen hat mir die Diskrepanz zwischen der Sicht von Jude und der von Emma. Da lässt die Autorin dem Leser sehr viel Raum für eigene Überlegungen.
Nach und nach entwickelt die Story einen unheimlichen Sog. Ich wollte einfach wissen, wie alles zusammenhängt. Die Auflösung überraschend und mit genau diesem WoW Effekt, den ich in Büchern so liebe. Für mich absolut unvorhersehbar das Ende und Fiona Barton konnte mich überraschen!
Der Schreibstil liest sich sehr gut. In kurzen Kapiteln hat die Autorin es geschafft, dem Leser zu jeder der vier Frauen Nähe entstehen zu lassen. Die rasch aufeinander folgenden Wechsel machen die Geschichte einerseits sehr vielseitig, andererseits erhöht sich die Spannung sukzessive.
Mich hat diese Geschichte begeistert und emotional beschäftigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen