Samstag, 17. Februar 2018

Wie wir waren / Sinead Moriarty

EIN KLASSE FAMILIENROMAN !

Bewertung : ✭✭✭✭✭

Alice und ihre Töchter, die sechzehnjährige Jools und die elfjährige Holly sind verzweifelt, als ihr Ehemann und Vater in Afrika stirbt. Ben war Chirurg und für einen Arbeitskollegen eingesprungen um in Eritrea den Gesundheitsminister zu operieren. Was seine Familie nicht weiss ist, dass Ben zusammen mit seinem Kollegen Duncan nicht bei einer Explosion umgekommen ist, sondern gefangen gehalten wird. Zwei Jahre danach haben sich Alice und ihre Töchter unter vielen Tränen auf ein Leben ohne Ben eingestellt. Alice steht kurz vor der Hochzeit mit dem schwerreichen Dan, als ein verhängnisvoller Anruf sie am Abend vor der Hochzeit erreicht.


Die Geschichte startet an Alice und Dan’s Verlobung und erweckt den Anschein einer ganz normalen Patchworkfamilie. Doch der Prolog endet mit einem überraschenden Cliffhanger und genau von da an hat mich die Geschichte gepackt. Denn der Start in das Buch hat genau das erfüllt, was ich von einem Prolog erwarte: er hat mich sehr neugierig auf die Geschichte gemacht. Danach springt die Story zurück in die Vergangenheit und das Familienleben und die Beziehung von Alice und Ben werden erzählt.
In abwechselnden Kapiteln rücken in diesem Teil die verschiedenen Figuren in den Mittelpunkt. Mal Alice, mal Ben…aber auch ihre Tochter Holly. Etwas was ich sehr gemocht habe, denn so sieht man als Leser die verschiedenen Sichtweisen auf das Leben der Familie und auf die Beziehungen untereinander. Das Familienleben mit rebellischem Teenager, aber auch mit einem Mann, der mitten in der Midlife Crises steckt. ist sehr authentisch geschrieben und hat mich gefesselt. Ich denke, dass man als Leser mögen muss, wenn vorwiegend Beziehungs- und Familienprobleme thematisiert werden. Ich empfand diese Passagen als sehr flüssig zu lesen und abwechslungsreich. Denn die Autorin besticht mit einer hervorragenden Einführung in die Figuren und deren sehr gute Charakterisierung. Meine Lieblingsfigur war die aufsässige Jolls. Das Leben mit dem Teenager ist nicht einfach, denn Jools interessiert sich überhaupt nicht für schulische Angelegenheiten. Zudem ist sie naiv bis zum Umfallen, hat jedoch eine grosse Klappe und ich musste sehr oft über sie schmunzeln. Einige Kapitel sind aus der Sicht der elfjährigen Holly geschrieben. Hier hat die Autorin sehr authentisch die Gedanken, die Sprache und die Träume an ein elfjähriges Mädchen angepasst.
Sehr berührt hat mich die Beschreibung, wie schwer es der Familie fällt ohne Ben ihr Leben irgendwie weiter zu leben. Ab und zu hatte ich Tränen in den Augen, so eindrücklich war die Trauer der Frauen beschrieben.
Dann wieder kommen Kapitel, in denen das Leben von Ben und seinem Arbeitskollegen Duncan in Afrika beschrieben wird. Gerade hier spürt man die hervorragenden Recherchen der Autorin zu Eritrea, sowie die medizinischen Details zu den Operationen, die die Ärzte durchführen. Ich empfand gerade diese Kapitel als sehr spannend. Einige brenzlige Situationen waren ein hervorragender Gegenpart zu der Trauer, die die Familie in England durchmacht. Dieses Buch war wirklich ein Wechselbad der Gefühle.
Gegen Schluss wird es noch mal ungeheuer fesselnd, denn Alice muss sich zwischen der Vergangenheit und der Zukunft entscheiden. ihre Zerrissenheit wurde exzellent zum Leser transportiert. Genau dieses sehr gut ausgearbeitete Auf und ab der Gefühle, ohne ins Langatmige oder Seichte abzurutschen, hat mir sehr gut gefallen.
Dieses Buch zu beschreiben fällt mir schwer. Romantisch… spannend….traurig….fesselnd…Mir hat es ausserordentlich gut gefallen!

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