EINE PRISE MYSTISCHE STIMMUNG
Bewertung: ★★★★☆
Ausgerechnet an Heiligabend belauscht die 22-jährige Pia Winter einen Streit ihrer Eltern. Ihre Mutter Kathrin beschwört ihren Mann Paul, nicht zu verraten, was geschehen ist, als Pia vier Jahre alt war. Auf Nachfrage wird Pia abgespeist. Doch sie lässt nicht locker und findet heraus, weshalb ihre Eltern stets so distanziert zu ihr waren. Schreckliches ist geschehen, als Pia noch ein kleines Kind war.
Sie fährt Hals über Kopf nach Wasserburg am Inn, wo sie die ersten Lebensjahre verbracht hatte. Die dortige Bevölkerung glaubt an die Sagen, die rund um die Rauhnächte wabern. In diesen Nächten zwischen Weihnachten und Neujahr drängen gut gehütete Geheimnisse an die Oberfläche. Auch Pias?
Schade fand ich, dass der Klappentext relativ viel verrät. Unter anderem den Grund, weshalb Pia sich in der Familie nicht geliebt fühlt und dass sie adoptiert wurde. Das hat dann leider sehr viel Spannung aus dem Anfangsteil genommen. Ich hätte es besser gefunden, wäre die Adoptionssache nicht schon bekannt gewesen. Die Autorin setzt dann aber noch einen darauf und damit hat sich mich überrascht.
Geschickt wechselt Ellen Sandberg die Zeitebenen. So erlebt man einerseits wie die 22-jährige Pia auf Spurensuche geht. Sie möchte unbedingt wissen, was geschah, als sie ein kleines Kind war. Sie fährt in das Dorf, in dem sie gelebt hat bis sie 4 Jahre alt war. Andererseits erzählt Ellen Sandberg was 18 Jahre zuvor wirklich geschah in der Gegenwartsform.
Das Thema Rauhnächte, das ja auch titelgebend ist, bringt eine grosse Prise mystische Stimmung in die Story. Ich wusste nicht, dass die 12 Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag so genannt werden, geschweige denn was sie für eine Bedeutung haben. Mir hat der leicht mystische Touch sehr gut gefallen. Diese alte Sage, die klirrende Kälte und die unterschwellige Gefahr für Pia haben mir spannende Lesestunden beschert.
Etwas unwahrscheinlich empfand ich, dass Pia plötzlich nach 18 Jahren Erinnerungsblitze hat, was geschah als sie eine Vierjährige war. Pia, die mitten im Buch den zweiundzwanzigsten Geburtstag feiert, kam mir manchmal eher wie eine Sechzehnjährige vor. Gerade in ihren impulsiven und auch unüberlegten Aktionen oder ihrer Unlust, ihrem Leben eine berufliche Perspektive zu geben.
Eine Spurensuche in der Vergangenheit, dazu ein Familiengeheimnis und eine düstere Atmosphäre in klirrender Kälte ... und damit ist dieses Buch hervorragend geeignet um abends unter einer warmen Decke zu lesen.
Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim Bloggerportal und dem Penguin Verlag

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