FESSELND!
Bewertung: ★★★★☆
Vor der Kirche in Boden steht noch das Brautpaar und Hochzeitsfotos werden gemacht, als direkt vor den Frischvermählten eine junge Frau vom Kirchturm fällt. Zuerst sieht es nach Selbstmord aus. Doch dann entdeckt die Hochzeitsfotografin auf den entwickelten Bildern, dass auch Mord infrage kommt.
Die Tote wird als ehemalige Heimbewohnerin Elvira identifiziert. Sie lebte jahrelang im nahe gelegenen Kinderheim Bodengarden. Die Polizei von Boden beginnt zu ermitteln und erfährt, dass Elvira zwei Jahre zuvor aus dem Heim abgehauen und sie zudem nicht die einzige Abtrünnige ist.
Wenn ein Thriller mit dem Satz beginnt: "Elvira hat beschlossen zu sterben", dann ist das ein klarer Hinweis, dass Suizid eine Rolle spielt. Tut es auch! Obwohl man als Leser nie ganz sicher ist, ob Selbstmord oder Mord die Eingangsszene bestimmen. Genau diese Frage hat mich durch das Buch getrieben. Was ist Schreckliches in dem Kinderheim geschehen, dass sich ein junges Mädchen umbringt oder ermordet wird? Die beiden Ermittler Calle Brandt und Idun Lund fragen sich genau das auch und ermitteln in alle Richtungen.
Eine zentrale Rolle im Protagonisten-Aufgebot spielen die Zwillingsschwestern Molly und Emma. Ihr Schicksal mit einer Mutter, die sie emotional vernachlässigt, hat mich berührt und beschäftigt. Wie gut können einige Eltern die Fassade der heilen Familie gegen aussen aufrechterhalten, obwohl es im Innern ganz anders aussieht. Emma und Molly bewegen sich ihre ganze Kindheit, sowie Teile der Jugendzeit, auf einem emotionalen Minenfeld. Diese Passagen wurden in der Vergangenheit angesiedelt.
Dieser dritte Band der Autorin mit dem sympathischen Ermittlerduo Brandt / Lund, hat es in sich. Dieser nordisch-düstere Thriller steht seinen Vorgängern in nichts nach. Im Gegenteil! Ich fand ihn noch fesselnder als "Apfelmädchen" und "Gewittermann". Der Grund dafür ist sicher, dass Kinder und Jugendliche doch eine grosse Rolle innehaben und Kriminalität mit dieser Personengruppe naturgemäss halt einfach bedrückender ist.
Nicht ganz zufrieden bin ich mit dem Ursprung der kriminellen Seite in dieser Geschichte. Ich empfand das Motiv sehr weit hergeholt.
Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim Bloggerportal und dem Blanvalet Verlag
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