Mittwoch, 25. September 2024

Eine Tüte buntes Glück / Kim Henry

HOLPERIG

Bewertung: ★★☆☆☆



Nach 18 Jahren verschlägt es Rikke wieder in das Dorf in Dänemark, in dem sie als Kind unzählige Sommerurlaube verlebt hat. Sie erinnert sich gerne an Oma Hennie und ihre Bonbonproduktion, in der sie tatkräftig mithelfen durfte. Weniger gerne erinnert sie sich an Rasmus, ihre erste Liebe, der sie schnöde sitzengelassen hat. In Rendstrup Strand angekommen, läuft ihr als erstes genau diese Jugendliebe über den Weg. Rikke, die wieder Gefallen an der Produktion der Süssigkeiten findet, will im Haus ihrer Mutter einen Bonbonladen eröffnen. Weshalb jedoch verhalten sich Rasmus und seine Schwester Milla so seltsam, sobald sie von ihrem Traum spricht?

Der Plot in diesem Buch ist eher simpel gestrickt. Mann und Frau treffen sich nach 18 Jahren und einer enttäuschenden Trennung wieder. Schleichen umeinander herum und das ungefähr 300 Seiten lang. Dazwischen tauschen sich beide mit diversen anderen Leuten über ihre Probleme aus, statt miteinander Klartext zu reden. Das Ganze zieht und zieht sich, denn Mann hat da noch ein Projekt in der Hinterhand, das Frau nicht gefallen könnte. Wenigstens werden ab und zu Bonbons gekocht. Denn die Dame entdeckt nach 18 Jahren ihre Begabung für die dänischen Bonbons wieder und möchte von nun an ihr Auskommen damit bestreiten.

Immer wieder wurden Rezepte dieser Bonbons eingefügt. Eigentlich mag ich Bücher mit Figuren, die kochen und backen und man dann direkt die Rezepte nachlesen und auch nachkochen oder backen kann. Die Rezepte hier sind jedoch für mich ein Buch mit sieben Siegeln. So benötigt man zum Beispiel immer Traubenzucker und gleich 150 oder mehr Gramm, Magermilchpulver und diverse Aromen wie  Salmiakpulver oder Sternanisöl. Ich wüsste nicht mal, wo ich das besorgen kann. Das grosse Highlight in dieser Geschichte ist, wie Rikke mit Feuereifer und Freude ihre Bonbons produziert. Diese Tätigkeit stärkt auch ihren Kampfgeist und Lebenswillen. So für eine Sache zu brennen, das beeindruckt und hat mich durch die Geschichte gelotst.

Hinter dem Autorennamen Kim Henry stecken zwei Autorinnen, die gemeinsam das Buch geschrieben haben. Eine lebt in Fünen, Dänemark und die andere in München. Wohlverstanden, sie schreiben ihre Romane per Internet mit Distanz zueinander und sehen sich wohl nicht oft persönlich. Ob deswegen die Handlung öfters mal holpert? Beim Start in das Buch hat mir zum Beispiel eine Einführung in die Umstände und die Figuren gefehlt. Ich habe mich regelrecht in die Geschichte geworfen gefühlt und es dauerte lange bis ich einigermassen drin war.

Rikke kehrte 18 Jahre lang dem Urlaubsort ihrer Kindheit den Rücken, obwohl sie fast ebenso viele Jahre lang mit einem Spross aus diesem Urlaubsort verheiratet war. Der Gute hatte doch sicher Familie in dem Ort, da Eltern erwähnt werden? Waren sie nie dort zu Besuch? Kaum ist Rikke wieder in Rentsrup, werfen sich die Jungs von früher, die nun gestandene Männer sind, wieder reihenweise zu ihren Füssen. Die Frauen knüpfen mit Rikke an den Freund - oder Feindschaften genau dort an, wo sie 18 Jahre zuvor aufgehört haben. Das ist doch äusserst unwahrscheinlich.

Die Figuren sind gut gezeichnet, ich mochte Rikke zu Beispiel sehr gerne. Denn sie ist eine Frau mit Ecken und Kanten und geht ihren Weg.

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