Freitag, 19. Juli 2024

Windstärke 17 / Caroline Wahl

LEBENSECHTE FIGUREN 

Bewertung: ★★★★★



Nach dem Tod ihrer Mutter hat Ida die Wohnung gekündigt und zieht nun weiter. Erst will sie ja zu ihrer grossen Schwester Tilda, die mit ihrer Familie in Hamburg lebt. Spontan entschliesst sich Ida jedoch am Bahnhof um und reist nach Rügen. Ida hat einen grossen Wutklumpen im Bauch, denn die letzten Monate waren nicht einfach für sie. Zu viel ist passiert und Ida fühlt sich heimatlos. Ein kleines Stück Heimat findet sie wieder bei Knut, der eine Kneipe besitzt und seiner Frau Marianne. Mit Walkingtouren, Gesellschaftsspielen und Aufbackbrötchen zum Frühstück kommt Ida langsam zur Ruhe. Schon fast versöhnt mit dem Leben ist Ida, als sie Leif kennenlernt, der ähnlich wie sie auch oft einen Wutklumpen mit sich trägt.

Vorneweg muss ich sagen, dass ich " 22 Bahnen", den Debütroman der Autorin, der Idas grosse Schwester Tilda in den Vordergrund stellt, noch nicht gelesen habe. Ich werde dies jedoch, so schnell wie möglich, nachholen. Ich hatte nie das Gefühl, dass mein mangelndes Vorwissen, mich aussen vor hält. Nun möchte ich jedoch unbedingt mehr von Tilda und Ida und vor allem ihre Vorgeschichte erfahren. Ida und Tilda hatten nicht das einfachste Leben mit ihrer Mutter, die suchtkrank war. Es werden immer wieder Andeutungen gemacht, wie vor allem Ida gelitten hat. Dabei wird es nie brutal oder es werden konkret schlimme Momente geschildert. Trotzdem konnte ich mir viel zusammenreimen und es drückt sehr gut durch, was da ablief. Windstärke 17 handelt schätzungsweise 10 Jahre nach Tildas Geschichte. 

Die Autorin ist ein ( fast) neuer Stern am Literaturhimmel. Einer, der uns hoffentlich noch viele solche Bücher beschert und die Leser gut unterhält. Einerseits gefällt mir der Schreibstil richtig gut und andererseits versteht es die Autorin tragisch-komische Szenen zu schaffen. Die Figuren sind so lebensnah, so echt, dass man Ida direkt auf der Strasse begegnen könnte. Die Figur Ida hat mich sehr berührt, denn was sie mitgemacht hat, grenzt an ein Trauma. Immer wieder kommen diese vergangenen Erlebnisse an die Oberfläche und beeinflussen ihr Leben. Ida wird dadurch sehr greifbar und ausgesprochen realitätsnah. Ich habe mit ihr mitgelitten, mitgefühlt und auch verstanden, weshalb sie oft einen Wutklumpen im Bauch und Aengste im Kopf hat. 

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei netGalley und dem Dumont Verlag!

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