Sonntag, 20. November 2022

Wintersterben / Martin Krüger

RECHERCHEN? 

Bewertung: ★★★☆☆



Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde in einer Höhle oberhalb des Dorfes ein toter Mann gefunden. Die folgenden Untersuchungen ergeben, dass der Tote schon fast ein Jahr dort liegt.






Nach « Waldeskälte « ist «Wintersterben» der zweite Fall mit Valeria Ravelli und handelt im tiefsten Winkel der Walliser Berge. Die Stimmung in dem kleinen Dorf ist sehr atmosphärisch und es gruselt einen schon mal in dem behäbigen und undurchschaubaren Dorfklima. Jeder scheint etwas zu wissen und niemand traut der Polizistin aus Zürich so richtig über den Weg.

Mit diesem Buch hat der Autor einen weiteren Thriller hingelegt, der in der Schweizer Bergwelt handelt. Gewagt, da Martin Krüger in Deutschland lebt. Leider verirrt er sich in einigen Details. So heisst zum Beispiel die «Christliche Zuflucht» in der Schweiz «Heilsarmee» und ein «Stadtviertel» nennt man «Quartier». Braunbären gibt es in der Schweiz, vor allem im Kanton Graubünden. Im Wallis wurde 2019 ein Bär gesichtet, von mehreren Braunbären im Wallis zu sprechen, wie der Autor suggeriert, ist jedoch verwegen. Hier habe ich sorgfältige Recherchen vermisst.

Gelungen finde ich, dass Martin Krüger fiktive Dörfer in seinen Büchern auferstehen lässt und ein Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen hat. Dabei hat er es auch nicht nötig, mit besonders grausigen oder blutigen Details, Stimmung zu machen. Die gespenstische und gruselige Atmosphäre gelingt ihm auch so.

Die Handlung empfand ich, in der Mitte des Buches, als leicht monoton. Mir fehlten Passagen mit brenzligen und spannenden Szenen. Spannung taucht erst die letzten 30 Seiten auf, als Valeria in die Fänge der Steinberger Bösen gerät. Gegen Mitte war mir jedoch leider schon klar, wie die Geschichte zusammenhängt, Ueberraschungen gab es da leider keine mehr.

Gelungen sind die kursiv geschrieben Gedanken Valerias. So sieht man als Leser, was sie denkt und fühlt. Sie tauscht sich auch regelmässig mit ihrem Partner aus, der an einer anderen Front ermittelt. Mit diesem Nebenstrang wird immer wieder Valerias Perspektive  unterbrochen, was einerseits eine gute Ergänzung war und andererseits Abwechslung brachte.

Insgesamt hat mir dieses zweite Buch weniger gefallen als sein Vorgänger.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei Vorablesen und dem Harper Collins Verlag!

2 Kommentare:

  1. Liebe Irene

    Ich entdecke in Büchern über die Schweiz auch (fast) immer super viele nervige Fehler rund um unsere Gebräuche/Gerichte/Ortschaften usw. und ich frage mich dann immer, ob ich als Schweizerin einfach besonders kritisch bin, oder ob da wirklich sämtliche Verlage, Autor*innen, Lektor*innen usw. versagen. Irgend einer Person muss doch das jeweils auffallen?

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Liebe Livia,
      Ich denke mir da oft, dass entweder besser recherchiert oder gar nicht darüber geschrieben werden sollte. Egal zu welchem Thema. Ich bin zum Beispiel auch superheikel, wenn es um Beeinträchtigungen geht. Gerade Autismus wird oft sehr...sagen wir. dehnbar beschrieben.
      Wo da die Lektoren sind....keine Ahnung .
      Liebe Grüsse
      Irene

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