Sonntag, 27. November 2022

Die Canterbury Schwestern / Kim Wright

EINE PILGERREISE!

Bewertung: ★★★★☆



Die Mutter von Che de Milan ist gestorben und hat in einem letzten Brief ihre Tochter gebeten, ihre Asche in Canterbury zu verstreuen. Die 48 Jahre alte Che soll dazu eine Pilgerwanderung mitmachen, so hat es sich Diana gewünscht.

Che schliesst sich einer Gruppe Pilgerinnen an und packt kurzerhand die Asche ihrer Mutter in den Rucksack. So marschieren sie zu zehnt von London nach Canterbury. Che, die sich erst gesträubt hat, beginnt nach und nach Freude an der gemeinsamen Wanderung zu finden.

Nach fünf Tagen erreichen die Frauen Canterbury müde, aber mit vielen Lebensgeschichten der anderen im Rucksack.


Zehn Frauen …das heisst zehn verschiedene Figuren, die alle gleichgestellt an der Handlung teilnehmen. Da ich ein schlechtes Namensgedächtnis habe, hatte ich Angst, dass ich die Damen ständig durcheinanderbringe. Diese Angst war unbegründet, denn die Autorin hat es hingekriegt, dass ich immer wusste, wer denn nun wer ist.

Kurze, aber prägnante Details der Figuren wurden so eingewoben, dass in der Hinsicht nichts schiefgehen konnte. Die Frauen sind grundverschieden im Alter, der Herkunft und mit ihren Lebensgeschichten. Eine nach der anderen erzählt eine prägende Geschichte aus ihrem Leben und diese werden mit dem Namen der jeweiligen Figur zu Beginn des Kapitels betitelt. Notfalls könnte man zurückblättern, aber wie gesagt, nötig war das bei mir nicht.

Themen in den Erzählungen sind Heirat und Liebe, Alzheimer, Krebs, Scheidung und immer wieder die Männer. Letzteres steht sehr im Fokus und so manches Mal habe ich mir gedacht, dass Frau jetzt mal das Thema wechseln könnte. Immer wieder liest man auch philosophische Gedanken, die mich nachdenklich gemacht haben.

Schön war, dass Frauen durch alle Altersgruppen dabei sind. So ist Becca, die junge Studentin die Jüngste und Silvia mit ihren 73 Jahren die Älteste der Gruppe.

Man spürt regelrecht, wie die Gruppe zusammenwächst. Vertieft wird dies noch durch die kursiv geschriebenen Gedanken von Che.

« Die Canterbury Schwestern», die sich übrigens im Buch ganz anders nennen (dieser Ausdruck war wohl nicht Titel – angemessen) ist ganz klar ein Buch, in dem sich alles um das weibliche Geschlecht dreht. Männer kommen, ausser in den Erzählungen der Frauen und in der Gestalt des Chauffeurs, der das Gepäck von Herberge zu Herberge kutschiert, fast keine vor. Che’s kleines Techtelmechtel im ersten Pub und mittendrin in einer Herberge zähle ich nun mal nicht. Dann zum Schluss… aber nein, das verrate ich nicht.

Che rebelliert erst gegen die Schnapsidee ihrer verstorbenen Hippie - Mutter, fügt sich dann und entdeckt, dass diese Reise nicht nur ihre Lebenssituation überdenken lässt. Die Pilgerreise zelebriert auch den Abschied von ihrer Mutter.

Ich war überrascht, wie tiefgründig teilweise die Gespräche sind und wie gut mich die Canterbury Schwestern unterhalten haben.


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