IN DIE LÄNGE GEZOGEN...
Bewertung: ★★★★☆
105 Lebensjahre wollen gefeiert werden. Karl-Erik Hermansson wird ein paar Tage vor Weihnachten 65 Jahre alt, seine Lieblingstochter Edda 40 Jahre. Kurz vor dem Verkauf des Elternhauses und der Uebersiedlung von Karl-Erik und Rosemarie in südliche Gefilde, treffen sich die Kinder und Enkel noch mal in Kymlinge. In der Nacht vor dem Fest verschwindet jedoch einer der Anwesenden spurlos und in der Nacht nach dem Fest ist erneut ein Familienmitglied verschwunden. Inspector Gunnar Barbarotti nimmt die Befragungen der Anwesenden auf und entdeckt, dass niemand so richtig etwas weiss über den Verbleib der beiden.
Dies ist der erste Fall von Inspector Gunnar Barbarotti,
wobei man eigentlich nicht so richtig von Fall sprechen kann. Inspector
Barbarotti wird eingesetzt, nachdem zwei Menschen verschwunden sind. Er nimmt auch
einige Zeugenbefragungen vor und reist mal hierhin, mal dorthin, um diese zu verhören. Bei beiden Auflösungen der Vermisstenfälle spielt der Ermittler jedoch keine tragende Rolle. Beim ersten Vermissten ist
eine zufällige Entdeckung einer Nebenfigur der Auslöser für die Aufklärung. Beim zweiten
Vermissten wird man als Leser nebenbei von einer Figur informiert, was
geschehen ist. Als einen richtigen Krimi empfand ich das Buch nicht. Passend
ist meiner Meinung eher die Einteilung «Familiendrama».
Im Mittelpunkt steht die Familie Hermansson mit
ihren zehn Mitgliedern. Jedes Familienmitglied ist seltsam, eher schwermütig und
deprimierend charakterisiert. Gute Laune gibt es in dieser Familie nicht und so
ist die ganze Handlung düster und melancholisch. Jede und jeder fühlt sich
nicht so richtig wohl in dieser Familie und möchte am liebsten überall sein,
nur nicht auf diesem verhängnisvollen Geburtstagsfest. Der Autor lässt tief in die dunklen
Abgründe der Familie blicken. Er tut dies sehr ausufernd. Es benötigt sehr
viel Geduld, bis jedes der Familienmitglieder bis auf das kleinste Detail
beschrieben und eingeführt ist. Ausdauernd werden die Beziehungen
untereinander, die Weltanschauung und die Lebensart jedes einzelnen beschrieben. Der Autor
kommt hier vom Hundertsten ins Tausendste, was sehr viel Nerven braucht. Dabei
sind diese 190 Seiten nicht direkt langweilig, nur eben sehr in die Länge
gezogen.
Dabei hat mir gefallen, wie es Hakan Nesser geschafft hat, eine dunkle Grundstimmung zu zaubern. Er beleuchtet zudem jede Figur bis ins kleinste Detail und so kann man sehr rasch die zehn Mitglieder der Familie auseinanderhalten. Bei der einmal gewählten Charakterisierung bleibt der Autor und es gibt keine unklaren oder vagen Reaktionen der Figuren. Bei den Auflösungen war ich doch überrascht, denn die habe ich nicht kommen sehen.
Liebe Irene
AntwortenLöschen"Mensch ohne Hund" habe ich vor Jaaaahren auch einmal gelesen und Nessers Krimi sind für mich immer ein wenig zu langsam und zu unblutig erzählt, wenn auch sie mir grundsätzlich sehr gefallen. Vielleicht sollte ich es bald wieder einmal mit einem Nesser probieren :-)
Alles Liebe an dich
Livia
Liebe Livia,
LöschenJa, Nesser lässt sich viel Zeit und meist sind seine Bücher auch richtig dicke Schinken. Alles wird immer in die Länge gezogen...das ist Nesser!
Liebe Grüsse
Irene