AUTHENTIZITÄT?
Bewertung : ★★☆☆☆
Laurie Moran ist die Produzentin einer Reality-TV- Serie, seit dem brutalen Mord an ihrem Mann alleinerziehend und wieder verliebt. Mit ihrem Verlobten Alex Buckley will sie in den Hamptons erst seinen Geburtstag, dann die Hochzeit feiern. Zu diesem Anlass sind im South Shore Resort auch Alex Bruder Andrew, seine Frau Marcy und ihre Kinder dabei. Als die Erwachsenen eine Runde Golf spielen, passt eine Babysitterin auf Lauries Sohn Timmy, Chloe, Emely und Johnny, die Kinder von Andrew und Marcy, auf. Die Aufregung ist groß, als Johnny spurlos verschwindet. Sehr schnell erhärtet sich der Verdacht, dass er entführt wurde. Da Johnny als Baby adoptiert wurde, steht die Frage im Raum, ob seine leiblichen Eltern etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben. Lauries Vater Leo, ein pensionierter Polizist, denkt jedoch, dass ein vor Jahren verurteilter Mörder Rache an der Familie genommen hat.
Ein siebenjähriges Kind verschwindet, an einem ihm fremden Ort am Meer. Was bei vielen Eltern und dem Umfeld Beklemmung, Panik und Verzweiflung auslösen würde, lässt die Eltern in diesem Buch ziemlich kalt. Sie gehen seelenruhig mit den Schwestern des verschwundenen Johnny im Hotelrestaurant essen und man erlebt keine großen Emotionen. Die größte Sorge der Mutter ist, dass sie und ihr Mann sich in dieser Krise voneinander entfremden können. Das hat sie so in einer Broschüre für Eltern vermisster Kinder gelesen. Zum Glück spricht sie ihren Mann darauf an, bevor dieser seelenruhig einschlummert.
Doch auch Laurie und ihr Mann Alex, die nicht nur das Verschwinden von Johnny hautnah miterleben, sondern auch noch die Babysitterin empfohlen haben, sind kalt wie eine Hundeschnauze. Am Tag nach dem Verschwinden gehen sie an den Strand, an dem der Junge verschwunden ist, sprechen über die bevorstehende Hochzeit und den Umbau ihrer Wohnung. Mehr und mehr habe ich den Eindruck gewonnen, die Figuren führen ein Theaterstück auf. Von Authentizität keine Spur, sie wirkten gekünstelt und agierten nicht nachvollziehbar.
Die fehlende Emotionalität, die eine Geschichte mit diesem Hintergrund den nötigen Pfeffer verleihen würde, war der Grund dafür, dass mich dieser Entführungsfall mehr und mehr gelangweilt hat. Die Autorin schweift zudem mehr und mehr ab in Nebengeschichten, was mich oft aus der Handlung gerissen hat.
Ein 18 Jahre zurückliegender Fall einer Messerstecherei, der aus irgendeinem Grund der Auslöser sein soll für das Verschwinden des kleinen Jungen, empfand ich an den Haaren herbeigezogen. Warum sollte erst nach 18 Jahren ein Kind entführt werden, nur weil sein Großvater maßgeblich an der Verhaftung beteiligt war? Es wurde jedoch noch absurder. Passenderweise sind zwei potenzielle und eventuell interessante Zeugen tot. Eine ist bei einer Überdosis gestorben, die andere bei einem Autounfall. Auch darf man gewisse Details nicht zu sehr hinterfragen. Ein Pfarrer arrangiert einfach so eine "Inkognito- Adoption" eines Babys? Wohlverstanden, dies mitten in Europa in der heutigen Zeit!
„Gebrochen ist dein Herz“ ist das neu veröffentlichte Buch der mittlerweile verstorbenen Mary Higgins Clark. Ich habe schon Bücher der Autorin gelesen, vor allem sehr frühe Werke, die haben mir sehr gefallen. Dieses Buch, das zu einem der letzten Geschichten gehört, bestätigt das, was ich schon eine Weile denke. Die Autorin hatte nonstop Bücher geschrieben und nahm es mit dem Plot und der Authentizität nicht mehr so genau. Mich hat dieser, ihr siebter Band der Laurie Moran Reihe enttäuscht.
Ich bedanke mich beim Bloggerportal und dem Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!
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