Dienstag, 16. November 2021

Das wirkliche Leben / Adeline Dieudonné

 BRUTAL!

Bewertung : ★★★☆☆



Eine Familie, Vater, Mutter, Tochter und Sohn leben in einem Reihenhaus in einer Siedlung. Von außen das Bild der idealen Familie, doch im Inneren brodelt es gewaltig. Der Vater ist gewalttätig und hat eine Vorliebe für die Jagd und Whisky. Wenn er einen seiner Wutanfälle kriegt, ist seine Frau nicht mehr sicher und die beiden Kinder, acht und zehnjährig, werden mit hinein in den Strudel der Gewalt gerissen. Die große Schwester versucht ihrem jüngeren Bruder trotz allem ein Stück heile Kindheit zu bewahren.





Die Geschichte trieft vor Gewalt an der Mutter, die als Punchingball ihres Mannes seine Launen abfedern muss. Die Autorin zeichnet das Bild eines typischen Opfers, das eingeschüchtert und trotzdem immer auf der Seite ihres Quälers ist. Gewalttätig ist der Vater auch, wenn auch nicht physisch, an den Kindern. Hier kann man wortwörtlich zusehen, was all die Aggressionen, bei denen sie Zeugen sind, anrichten. Der Junge, Gilles, gerät in ein ähnliches Fahrwasser wie sein Vater. Das Mädchen nutzt ihr schlaues Köpfchen, um sich von all dem zu befreien. Tief betroffen hat mich gemacht, wie das Mädchen seine Mutter als wertlos einstuft und von ihr denkt, sie lebe das Leben einer Amöbe.


Ein Ereignis, das entsetzlich auf die Kinder einwirkt, der Unfall an einem Eisverkäufer, hat mich umgehauen. Nicht aus dem Grund, da dieser geschieht, sondern wie die Autorin diesen beschreibt. Völlig emotionslos und trotzdem sehr schockierend. 

Mich zwingen, weiterzulesen musste ich mich, als Tiere zu den Opfern der Gewaltspirale wurden. Oft hatte ich den Eindruck, die Autorin tut alles, um ihre Leser zu schockieren und zu ekeln. Die Handlung empfand ich dabei als nebensächlich und meiner Meinung nach trat sie sehr oft auf der Stelle. Es gibt einzelne Passagen, wie eine vom Vater organisierte Jagd, da ist es mir wortwörtlich kalt den Rücken runter. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum das Buch nicht klar als Thriller gekennzeichnet ist?


Die Figuren sind allesamt sehr problembeladen und /oder durchgeknallt. Da ist die Familie, bei der so einiges im Argen liegt. Dann der Hausherr der Babysitter- Familie des Mädchens, der wohl pädophil veranlagt ist und so einiges auslöst in dem Mädchen. Eine Nachbarin, bei der das Mädchen immer wieder Zuspruch sucht, empfand ich auch als seltsam.


Mein grösstes Problem war der Schreibstil. Erst mal hat mich sehr gestört, dass „das Mädchen“ so unnahbar beschrieben ist. Dass man auch nach der Beendigung des Buches ihren Namen nicht kennt, sagt schon sehr viel aus. Ich empfand diese Figur als kämpferisch, sie ist jemand, der sich nicht unterkriegen lässt und sich wehrt. Trotzdem hätte ich gerne mehr über ihre Gefühle erfahren.


2 Kommentare:

  1. Danke für deine Rezension. Ich war mir nicht sicher, ob ich es lesen möchte. nein, besser nicht.
    Liebe Grüße
    Gela
    Gelas Home of Books

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Gela,
      Es ist brutal...allerdings gibt es bessere Bücher im Genre Thriller. Dort gehört das Buch meiner Meinung nach nämlich hin.
      Liebe Grüsse
      Irene

      Löschen