Montag, 20. September 2021

Die Tochter / Rose Klay

FESSELND!

Bewertung: ★★★★★



Kathi Markowski lebt mit ihrer 8-jährigen Tochter Lucy in der Nähe von Düsseldorf. In dem kleinen Kaff Lohausen ist Kathi groß geworden und wohnt mit Lucy nun in ihrem Elternhaus. Als Alleinerziehende muss Kathi mit einem kleinen Budget über die Runden kommen und darunter leidet vor allem ihre kleine Tochter. In der Schule wird sie deswegen zur Außenseiterin, vor allem zwei Mädchen haben es auf sie abgesehen. Charlotte und Annabelle, beide aus wohlhabendem Haus, versäumen keine Gelegenheit Lucy bloßzustellen. Eines Tages ist Charlotte spurlos verschwunden. Das ganze Dorf sucht verzweifelt nach der 9-Jährigen. Kathi war die Letzte, die Charlotte gesehen hat und schon bald holt sie nicht nur die Vergangenheit ein, sie muss auch fürchten, dass Lucy schlimmes geschieht.




Praktisch das ganze Buch über wird ein Kind vermisst, es wird ermittelt und verzweifelt gesucht. Nicht nur für die Eltern ist die Entführung einer 9-Jährigen traumatisch. Die Eltern der anderen Kinder des Schulkreises reagieren panisch. Vermutungen, Verdächtigungen und Zeugenaussagen bleiben da nicht aus. Ich habe förmlich gespürt, wie das Dorf vibriert. Als Leserin fiebere ich oft noch mehr mit, wenn Kinder involviert sind. Das war auch hier so.

Die Angst der Eltern ist nachvollziehbar und authentisch. Allerdings hatte ich zu Beginn meine liebe Mühe mit der Protagonistin Kathi. Kathi muss als Alleinerziehende mit einem knappen Budget durchkommen. Da hatte sie mein Mitleid. Kathi mutiert jedoch zur Helikoptermutter. Wenn eine Achtjährige in der Schule ist, kommt man doch definitiv dazu, mehr als ein paar Stunden am Tag zu arbeiten. Ehrlich gesagt, habe ich auch nicht verstanden, weshalb ein Kind in dem Alter jeden Tag zur Schule gebracht und wieder abgeholt werden muss? Noch dazu in einem kleinen Kaff, in dem jeder jeden kennt. Erst mit der Zeit wird klar, dass Kathi auch eine Menge Altlasten mitschleppt. Traumatische Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit, die sie in der Gegenwart hemmen und immer wieder an die Oberfläche kommen. Hier werden immer wieder Brocken eingestreut, die mich neugierig gemacht haben. Ich wollte, ich musste, einfach wissen, was in der Vergangenheit Kathis geschehen ist.


Sehr authentisch wurden die Geldsorgen und die finanziellen Überlegungen dargestellt. Sehr realistisch ist dargestellt, wie ein Kind, das an der Armutsgrenze aufwachsen muss, zum Opfer werden kann. Mobbing, Ausgrenzung und immer wieder Verzicht auf Dinge, die für andere selbstverständlich sind. Das hat mich sehr berührt.

Das unterschwellige Grauen durch das Verbrechen an einem Kind wird noch getoppt durch eine Figur, die ein falsches Spiel treibt. Gegen Schluss konnte mich die Autorin nicht nur komplett überraschen, sondern auch meinen Puls in die Höhe treiben.

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