Sonntag, 15. August 2021

Tote schweigen nie / A.K. Turner

 POST ODER ANTE MORTEM ?

Bewertung : ★★★★★



Cassie Raven arbeitet in London im Institut für Rechtsmedizin. Als Sektionsassistentin bereitet sie die Toten für Autopsien vor und geht den Rechtsmedizinern zur Hand. Cassie macht ihre Arbeit mit sehr viel Feingefühl und Empathie, egal ob sie es mit den Hinterbliebenen oder mit den Verstorbenen zu tun hat. So ist Cassie auch überzeugt, dass die Toten noch viel zu sagen haben, wenn man denn zuhört. Ihr Entsetzen ist gross, als eines Tages ihre ehemalige Lehrerin, Mrs. Geraldine Edwards auf dem Sektionstisch liegt. Obwohl es nach einem Unfalltod aussieht, sagt die Leiche von Mrs. Edwards etwas ganz anderes … davon ist Cassie überzeugt!



A.K. Turner hat mit der Sektionsassistentin Cassie eine starke Figur geschaffen. Sie kommt mit ihren Piercings und Tattoos sehr unkonventionell für eine Angestellte in einem rechtsmedizinischen Institut daher und man spürt, wie rücksichtsvoll sie ihre Klienten behandelt.


Ab und zu zieht die Autorin nah an der übersinnlichen Schiene vorbei. Doch dies so dezent, dass es kaum wahrnehmbar ist. Sehr oft werden Autopsien und die Körper in totem Zustand beschrieben und erwähnt. Auch die Atmosphäre an Cassies Arbeitsort ist ab und zu gruselig beschrieben und rechtfertigt dadurch die Genreeinteilung „Thriller“. Eine gewisse morbide Note bleibt nicht aus, denn Cassie arbeitet nicht nur im Beruf mit Toten, sondern seziert auch mal auf ihrem Küchentisch ein Eichhörnchen oder bewahrt zur späteren Untersuchung eine tote Maus in ihrem Kühlschrank auf. Cassie ist sehr zielstrebig, intelligent und weiss, was sie will. Sie ermittelt auch mal auf eigene Faust und das nicht immer gesetzestreu.


Obwohl Cassies Klienten tot sind, geht in der Leichenhalle die Post ab. Unfallopfer, die sich schlussendlich als ermordet herausstellen, nächtlicher Leichendiebstahl und ein Assistent, der sich in zwielichtiger Gesellschaft begibt. Hier kommt DI Phyllida Flyte ins Spiel, die zweite starke (weibliche) Figur in diesem Buch. Sehr spröde, unnahbar und kalt ist sie das totale Gegenteil von Cassie. Die beiden erkennen schlussendlich, dass sie mit einer konstruktiven Zusammenarbeit mehr gewinnen als im Einzellauf. Genau die Zusammenarbeit ist es, was fesselt. Denn nach und nach entwickelt sich aus dem vermeintlichen Unfalltod in der Badewanne ein hervorragend ausgearbeiteter und perfider Plan.


Mich hat „Tote schweigen nie“ absolut begeistert, denn einen Thriller aus diesem Blickwinkel habe ich noch nie gelesen und ich finde den Plot einzigartig. Obwohl ich kein Fan von Reihen bin, hoffe ich hier auf Folgebände und werde eine der Ersten sein, die sie sich kauft. Von mir eine volle Leseempfehlung für „Tote schweigen nie“!


Ganz herzlich für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich beim Droemer Verlag und Vorablesen!


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