EINE REISE NACH MALLORCA!
Bewertung : ★★★★☆
„Noch etwas von der Welt sehen“ das wünscht sich die 74-jährige Bianca. Sie lebt seit dem Tod ihres Mannes Ernst in einer Finca auf Mallorca. Ihre Kinder Steffen und Anja leben nach wie vor im fernen Deutschland, der Kontakt beschränkt sich auf Telefonanrufe zu Weihnachten und am Geburtstag. Den passenden Reisepartner hat Bianca in Wolfi, einem Rentner, der auch auf Mallorca lebt, schon gefunden. Als Steffen und Anja davon erfahren, reisen sie unverzüglich nach Mallorca, denn sie sind überzeugt davon, dass ihre Mutter einem Heiratsschwindler erlegen ist.
Tessa Henning ist bekannt für ihre Familienromane und ich habe schon mehrere Bücher von ihr gelesen. So bleibt sich die Autorin nicht nur mit den Covern treu, auch dieses Buch enthält eine Familiengeschichte, dieses Mal mit dem Schwerpunkt „Erbe“.
Leicht klischeehaft ist die Verwandtschaft, die plötzlich, als sie Angst haben müssen, dass Mutter und Schwiegermutter das Erbe verjubelt, antanzen. Dies, nachdem jahrelang entweder die Zeit, das Geld oder die Geduld gefehlt hat, um sich mit Bianca zu treffen. Doch die Geschichte ist nicht nur eine Geschichte, in dem das Erbe eine Rolle spielt. Es geht auch um Bianca, die noch was erleben will, bevor sie das Zeitliche segnen muss. Aber auch alte Familienstreitigkeiten und die damit verbundenen Altlasten werden aufgearbeitet. Ziemlich schnell wird auch Spannung aufgebaut, da unterschwellig immer wieder angetönt wird, dass in der Vergangenheit der Familie etwas geschehen ist, das noch heute nachklingt.
Dieses Buch ist definitiv kein Urlaubsroman mit Sonne, Strand und Eis essen. Auch wenn die Atmosphäre auf Mallorca gut wiedergegeben wurde. Der Roman beinhaltet etliche ernste Themen, wie die Alzheimererkrankung eines Nachbars in Porte de Seller oder Altersarmut der sogenannten Ueberwinterer auf Mallorca.
Ich habe „Erben wollen sie alle“ gerne gelesen und es hat mich mit seiner kurzweiligen Handlung gut unterhalten. Ständig geschieht irgendwas, auch wenn kleinere Teile der Handlung vorhersehbar sind.
Sehr gefallen hat mir die Figur Bianca, die oft mit einem Augenzwinkern ihre Familie dorthin dirigiert, wo sie sie haben will. Ihre Liebe gilt ihrer Enkelin Luisa, die bei ihr ein Stein im Brett hat. Wohl auch deshalb, weil Luisa die Einzige der Familie ist, die sich vor der Erbgeschichte regelmässig auf Mallorca hat blicken lassen. Die Oma – Enkelin Beziehung empfand ich als herzerwärmend.
Tessa Henning schreibt so, dass man als Leser ein Stück Realität serviert bekommt. Vor allem die Beziehung familienintern kommt wohl einigen von uns bekannt vor. Auch, wenn man keine Mutter in einer Finca auf Mallorca hat. Eine Geschichte mit ganz vielen realitätsnahen Szenen.
Ich bedanke mich bei vorablesen und dem Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar!
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