Sonntag, 15. November 2020

Die Zahlen der Toten / Linda Castillo

 NICHTS FÜR SENSIBLE LESER !

Bewertung : ★★★★☆



Per Zufall entdeckt ein junger Polizist nachts eine Frauenleiche. Die Tote liegt auf einer Kuhweide in Paintiers Mill in Ohio. Die zuständige Polizeichefin, Kate Burkholder, wird sofort gedanklich 16 Jahre zurückgeworfen. Damals wurden vier junge Mädchen ermordet und sie hatten dieselben Merkmale wie die gefundene Frauenleiche. Ist ein Nachahmungstäter am Werk? Denn der damalige Mörder, der als "der Schlächter" bezeichnet wurde, ist tot. Da ist sich Kate Burkholder ganz sicher!






Der Prolog beginnt schon haarsträubend. Man ist hautnah dabei, als das zukünftige Opfer erzählt, was es gerade erleiden muss. Brutal! Roh! Schonungslos!

Auch die Beschreibung des Tatorts und die späteren Autopsien sind nichts für sensible Leser. Denn gerade auf diese wird sehr viel Gewicht gelegt. So erklärt der Arzt, der die Autopsie durchführt, für Kate Burkholder die einzelnen Ergebnisse. Sehr bildlich, sehr anschaulich und sehr detailliert!

Eine grosse Rolle spielt die Welt der Amischen, da Kate auch in dieser Glaubensgemeinschaft aufgewachsen ist und nun wieder daran anknüpft. Mir war diese Gemeinschaft, die Pensylveniadeutsch spricht, bisher unbekannt und ich habe fasziniert darüber gelesen.

So verbindet sich der aktuelle Fall mit dem Cold Case, etwas was ich grundsätzlich gerne lese. Hier ist die Verbindung zudem sehr clever und schlüssig gemacht worden. Zusätzlich komplettiert der Rückblick in die Vergangenheit den aktuellen Mordfall.

Kate Burkholder ist eine tolle Figur, die ihr Team sehr menschlich führt und ein grosses Fachwissen zeigt. Allerdings war mir der zwischenmenschliche Aspekt im Ermittlerteam doch ab und zu ein Tick zu viel. Noch ausschweifender wird es, als mit John Tomassetti noch ein Profiler zum Team stösst.

Zudem empfand ich die Tatsache, dass der Mörder römische Ziffern auf den Opfern hinterlässt, nicht rund ausgearbeitet. Es werden zwar Opfer mit denselben Merkmalen gefunden, aber irgendwie verläuft sich dann diese Seite der Morde im Sande. So kam mir der Gedanke, dass das einzig und alleine war, damit die Verbindung der ehemaligen Opfer und der Gegenwart erklärt werden kann.

Die Autorin schreibt fesselnd. Man ist sehr schnell mitten drin im Geschehen und fiebert der Auflösung entgegen, die mich komplett überrascht hat. Gegen Schluss wird es noch mal sehr spannend, die letzten 30 Seiten vor Schluss habe ich atemlos weitergelesen.

Dies ist der erste Teil mit der fähigen Ermittlerin und gelungen!


Ich bedanke mich herzlich bei netGalley und dem Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!



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