Bewertung : ✭✭✭✫✫
Es ist ein nasser und grauer Tag als Roman Jäger, der bei der Bergwacht arbeitet, die Brücke, hoch über dem Höllentalkamm, passieren will. Ihm stockt der Atem, denn dort steht eine junge Frau, die sich in die Tiefe stürzen will. Er versucht sie zu retten, doch sie entgleitet und stürzt in die Tiefe.
Ihre Eltern und Freunde sind davon überzeugt, dass Laura keinen Selbstmord verübt hat, sondern in den Tod getrieben wurde. Roman Jäger lässt die Sache und vor allem der letzte und verzweifelte Blick von Laura nicht mehr los und er beginnt in ihrer Vergangenheit nach Anzeichen dafür zu suchen, dass sie nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist.
Andreas Winkelmann legt sehr viel Gewicht auf atmosphärische Beschreibungen. So wird zum Beispiel zu Beginn die Stimmung, dort mitten in den Bergen, sehr gut zum Leser transportiert. Der nasskalte Tag, der viele Schneefall und die unheimliche Atmosphäre dort auf der Brücke fand ich sehr gut beschrieben. Doch dann ufert das Ganze doch leicht aus … irgendwann habe ich gedacht, wann denn nun endlich die Handlung, die den Thriller rechtfertigt, beginnt.
Nach rund 50 Seiten geht's dann endlich los und man wird hineingezogen in eine Geschichte, bei der unterschwellig immer ein Geheimnis aus der Vergangenheit mitwabert. Das fand ich schon sehr spannend und so hatte mich der Autor am Wickel.
Regelmässig wurden Rückblenden in die Vergangenheit. in der ein Soldat in Afghanistan über seine Kriegeserlebnisse berichtet, eingefügt. Die haben mir lange Zeit ein grosses Rätsel aufgegeben, werden jedoch nach und nach nachvollziehbar.
Mir gefällt der Schreibstil von Andreas Winkelmann eigentlich gut. Im Gegensatz zu anderen Büchern, die ich schon von ihm gelesen habe, ufern Beschreibungen, wie oben erwähnt, hier etwas aus.
Die Geschichte behandelt das komplexe Gefüge einer Clique alter Freunde. Die waren mir zu oberflächlich charakterisiert, und so bin ich ab und an mit den Namen durcheinander gekommen.
Andererseits zeigt sie auch, dass Freundschaft sehr zerbrechlich sein kann und manchmal der Ehrgeiz über Freundschaft siegen kann.
Praktisch das ganze Buch über habe ich Spannung verspürt. Ist Laura freiwillig aus dem Leben geschieden, war es Mord oder wurde sie dazu getrieben?
Der Schluss bringt zwar Auflösung und auch einen neuen Kritikpunkt meinerseits. Die Auflösung war mir einfach zu konstruiert und zu weit hergeholt.
Und so muss ich erneut ein paar Punkte in meiner Bewertung abziehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen