Bewertung : ✭✭✭✭✭
Hartmut beginnt seinen Zivildienst in einem Behindertenheim in Brachenreuthe und ist von nun an für eine Gruppe mehrfach und schwerstbehinderter Kinder zuständig. Hartmut versucht seinen Job mit Humor und Gelassenheit zu tun…bis er merkt, dass er nicht nur einen Job tut, sondern, dass ihm die Arbeit viel Freude macht. Als eines Tages ein neuer Junge zur Gruppe stösst, ändert sich alles für Hartmut. Denn Kai leidet unter Autismus und ist eine Herausforderung für sein Umfeld.
Mir fällt es sehr schwer über dieses Buch eine Rezension zu schreiben. Denn " Kai lacht wieder " ist eines der wichtigsten Bücher in meinem Bücherregal und das schon seit über 20 Jahren. Mir fällt es schwer, da mit diesem Buch für mich viele emotionale Erinnerungen verbunden sind. Tatsächlich hat dieses Buch den Anstoss für meine Berufswahl gegeben. Dieses Buch hat mich damals vor über 20 Jahren berührt und tut es noch heute.
Dieses Buch ist ein Erlebnisbericht über Hartmut Gagelmanns Zivildienst. Er hat diesen in den 80er Jahren geleistet und dieses Buch geschrieben. So enthält dieses Buch Wörter, die man heute nicht mehr verwendet. Wie zum Beispiel "mongoloid" statt "Downsyndrom" oder "Trisomie 21". Auch die Therapieansätze, sowie die professionelle Distanz entspricht nicht der heutigen Norm. Die natürliche und unkomplizierte Art von Zivi Hartmut ist wohl ein Beispiel gelebter Integration. Ein behindertes Kind ist ein Mensch wie jeder andere und genau so geht er mit ihm um.
Der Autor verzichtet auf den Jöh Effekt, den ich in Büchern, in denen Menschen mit einer Beeinträchtigung vorkommen, so verabscheue. Der Autor zeigt allerdings schonungslos wie schwer, traurig , kräftezehrend die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung sein kann. Doch auch wie bereichernd , schön und witzig diese Arbeit oft ist. Besonders drückt der manchmal unfreiwillige Humor von Menschen mit Beeinträchtigung durch. Etwas, was ich bei meiner Arbeit regelmässig auch erlebe. Auch die Ehrlichkeit und die Offenheit ist sehr authentisch beschrieben.
Der Schreibstil ist gradlinig, klar und überaus ehrlich. Ich hoffe, ich wünsche mir, dass auch Leser ohne Bezug zu Menschen mit einer Beeinträchtigung dieses Buch lesen. Um so hinter die Behinderung eines Menschen zu blicken und vielleicht ein paar Berührungsängste zu durchbrechen.
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