Bewertung : ✭✭✭✭✫
Jula Ansorge ist Journalistin und arbeitet an einer Serie über unaufgeklärte Verbrechen. Durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Vergangenheit, ist sie von Thema persönlich betroffen. Als sie einen anonymen Hinweis bekommt, ist sie sich sicher, dass einer der bekanntesten Persönlichkeiten in der forensischen Phonetik, Matthias Hegel, unschuldig in der Haftanstalt Moabit einsitzt. Hegel wird Auris genannt, da er durch Stimmerkennung, Details heraushört, die der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen hilft. Hegel, der wegen Mordes an einer Obdachlosen einsitzt, hat sich selbst gestellt. Jula ist davon überzeugt, dass Hegel unschuldig ist.
Zuallerst: Sebastian Fitzek hat die Idee zu diesem Buch geliefert, Vincent Kliesch hat sie umgesetzt. So ist auch das Vorwort seltsamerweise von Fitzek und nicht von Kliesch. Das hat mich etwas irritiert, da meiner Meinung nach ein Vorwort vom schreibenden Autoren und nicht von der ideengebenden Person sein sollte. Einerseits frage ich mich, weshalb nicht gleich Fitzek diese Geschichte geschrieben hat. Andererseits muss ich ja nicht alles verstehen. Ob Fitzek bei der Covergestaltung auch ein Wörtchen mitgeredet hat? Denn es ist speziell, wie oft die Cover bei seinen Thrillern. Zudem sticht vor allem Fitzkes Name stark hervor, Klieschs Name wirkt da weitaus blasser. Was Kliesch unterscheidet von seinem Iddengeber, ist der Schreibstil, der gradliniger ist. Ueberkonstruierte Handlungen wie bei Fitzek findet man in " Auris" nicht. Hat mir sehr gut gefallen. Weniger gefallen hat mir ein Punkt, der für den Handlungsfortschritt eine wichtige Rolle spielt. Auris stellt Jula in einem Gespräch eine Aufgabe, die als nebenbei eingestreute und kryptische Bemerkung, verschleiert ist. Dass Jule diese als solche erkennt und auch noch zu lösen weiss, war mir zu weit hergeholt.
Es gibt einige spannende, fesselnde Szenen, die mir sehr gut gefallen haben. Toll fand ich, dass der Autor die Figuren sehr lebendig gestaltet hat. Man weiss zum Beispiel als Leser, weshalb Jula immer wieder von Schmerzen geplagt wird. Und das ohne, dass es in jedem zweiten Abschnitt erwähnt werden muss. Jula hat mich voll und ganz überzeugt. Die feine Zwischennuance in ihrer Persönlichkeit, die meiner Meinung nach sehr gut eingesetzt wird: das Trauma und die Folgen davon. Hervorragend charakterisiert fand ich auch die Figur Matthias Hegel. Neu war mir seine Begabung, die mich sehr interessiert hat. Ich wusste bisher gar nicht, dass es so was überhaupt gibt und habe nach der Lektüre einiges darüber per Google erfahren.
In diesem Buch vereinen sich an und für sich zwei Fälle. Ein traumatisches Ereignis, das Jula in der Vergangenheit ihren Bruder genommen hat. Und, die Tat, wegen der Auris im Gefängnis sitzt. Obwohl das eine Weile auf zwei verschiedenen Ebenen abläuft, wird es nie chaotisch und unübersichtlich.
Schlussendlich bleiben noch ein paar Fragen unbeantwortet. Stoff für einen nächsten Band mit Jula Ansorge und Matthias Hegel?
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