Samstag, 18. Mai 2019

Als Grace verschwand / Kathryn Croft

POTENTIAL VERSCHENKT !

Bewertung : ✭✭✭✫✫


Als die 6 Monate alte Helena bei einem Spaziergang im Park verschwindet, stürzt das Leben von Simone und Matt wie ein Kartenhaus zusammen. Das Baby wird nie gefunden und die Porters trauern 18 Jahre lang um die verlorene Tochter. Bis sich eines Tages die 18jährige Grace bei Simone meldet und sagt, sie glaube, sie sei die verschwundene Helena. Als Beweis hat sie das Kuscheltier, das damals mit dem Baby verschwunden ist, dabei. Verraten, dass sie als Baby entführt wurde, hat ihr ein Freund ihrer Mutter Ginny. Aus Notwehr hat Grace ihn erschlagen. Simone ist hin und her gerissen, denn kurz nach dem DNA Test ist Grace spurlos verschwunden.





Das Thema, ein Baby wird aus einem Park entführt, während die Grossmutter mit ihm spazieren geht, ist etwas, was wohl jedem von uns unter die Haut geht. Auch mir. Und so konnte ich kaum glauben, wie trocken und emotionslos, das hier erzählt wird. Und ich denke, das Wort " Erzählung " hat hier ihre Berechtigung. Denn, mit grosser Distanz und absolut oberflächlich, wird diese Szene beschrieben. Erst mit der Zeit kam ich dahinter, weshalb das so ist. Und damit begannen auch gleich meine Probleme mit diesem Buch. Denn, der Schreibstil ist sehr sachlich, mit kurzen und teilweise knappen Sätzen, hatte ich ständig das Gefühl, die Autorin kratzt nur an der Oberfläche. So wirkten die Figuren auf mich, als spielen sie eine Rolle. Die Handlung ist teilweise an den Haaren herbei gezogen. So war ich mehr als erstaunt, wer da alles auf hinterhältige Tricks hin, Simone das Herz ausschüttet. Sie trifft sich kurz nach einer Tat, und nachdem sie sich bei der Familie mit Vorspiegelung falscher Tatsachen eingeschleimt hat, mit einem Opfer. Ob ein Opfer einer Gewalttat sich wohl kurz danach mit einer fremden Frau zum Gespräch zusammensetzt? Auch eine Leiterin eines Pflegedienstes lässt sie seelenruhig in die Karten blicken. Datenschutz lässt grüssen. Und da gibt es noch eine ehemalige Patientin, die völlig übergangslos aus der Vergangenheit ihrer Pflegerin plaudert. Die Entführung selbst, stellt sich schlussendlich als sehr konstruiert heraus, da musste ich Punkte für den Plot abziehen.
Die erste Hälfte des Buches ist langatmig und beherrscht von Gefühlen à la " was wäre gewesen, wenn unser Baby nicht entführt worden wäre". Dazu kommen viele Gespräche zwischen Grace und Simone, die absolut zäh zu lesen sind. Erst ab der Mitte nimmt die Story an Fahrt auf , wird fesselnd und spannend. Dies auch, weil immer wieder mal kursiv geschriebene Kapitel eingeschoben wurden, die aus der Sicht eines Verdächtigen geschrieben sind. Umgehauen hat mich das Ende, das mich völlig kalt erwischt hat. Damit hat die Autorin doch noch einiges gut gemacht … wenn der Weg dahin auch ziemlich steinig war. Am Ende habe ich auch gemerkt, dass trotz aller Unnahbarkeit, die Figuren mir leid tun und ich mit ihnen fühle.
Meiner Meinung nach hat hier Kathryn Croft durch ihren Schreibstil sehr viel Potential dieser Story mit emotionalen Thema verschenkt.

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar über net Galley!

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