Bewertung : ✭✭✭✫✫
Ilse wächst als Scheidungskind mit ihrer Schwester Magda bei ihrer Mutter auf. Mit dem Vater, einem Architekten, hat sie regelmässigen Kontakt. Ilse bewundert ihren Vater und träumt davon in seine Fussstapfen zu treten und Architektin zu werden. Tatsächlich schafft sie es, nach dem Studium und einem kriegsbedingten Identitätswechsel, in einem Team namhafter Architekten, die "Stalinallee" in Berlin zu planen und gestalten. Etwas, was in den 50er Jahren für eine Frau nicht selbstverständlich war.
Die Geschichte ist nicht chronologisch geordnet und springt kapitelweise innerhalb einiger Jahre vor und zurück. Nicht nur, dass ich dies als chaotisch empfand und immer wieder überlegen musste, wo die Handlung denn nun weiter gehen wird. Auch fühlte ich mich gespoilert. Da zum Beispiel, in einem Kapitel, Ilse als Architektin Erfolge verzeichnet. Und im Kapitel danach thematisiert wird, wie sehr Ilse davon träumt, Architektin zu werden. Bei Kapitelbeginn wurde jeweils das folgende Kapitel zusammen gefasst. Dies in 3,4 kurzen Sätzen, die das Wesentliche der Handlung verraten. Meiner Meinung nach, hätten diese Zusammenfassungen weg gelassen werden müssen. So habe ich mich ein paar mal bei dem Gedanken ertappt, mir zu überlegen, warum ich das Kapitel noch lesen sollte, wenn ich ja schon weiss, was darin geschieht.
Den Schreibstil empfand ich oftmals als langatmig. Die Handlung plätschert und gerade die ausschweifenden Erörterungen zu dem Thema Architektur haben mich leicht gelangweilt. Imponiert hat mir, dass das Autorenduo sozialkritisch gewisse Themen, wie den Einsatz der Frontsoldaten, anspricht. Zwei, dreimal bin ich über zufällige Begegnungen gestolpert, die doch arg konstruiert wirkten. Nicht nur, dass Ilse ihren Schwager bei einem grossen Architekturevent trifft, was mir schon arg zufällig erschien. In einer für Ilse sehr brenzligen Situation, mitten im Nirgendwo unterirdischer Gänge der Russen, trifft sie ausgerechnet einen alten Freund ihres Vaters wieder. Der ihr natürlich hilft und sie rettet. Sehr gut gefallen hat mir hingegen, wie geschichtliche Details der Nachkriegszeit in die Geschichte eingeflochten wurden. Und wie stark das Frauenbild in dieser Story ist. Ilse weiss was sie will, setzt alles daran um ihre Träume zu verwirklichen. Auch wenn sie dabei eine andere Identität annehmen muss. Was das wohl Interessanteste an der Geschichte war. Fliegt Ilse mit der angenommenen Identität auf oder nicht?
Herzlichen Dank an netGalley und Ullstein für das Rezensionsexemplar!
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