Bewertung : ✭✭✭✭✭
Theo Reifenrath, der früher mit seiner Frau Pflegekinder aufgenommen hatte, wird tot in seiner Villa aufgefunden. Sein Hund "Beck's" ist im Zwinger eingesperrt und halb verhungert. Dabei hat der Hund versucht sich ins Freie zu graben und menschliche Knochen frei gelegt. Kriminalkommissarin Pia Sander und ihr Team beginnen zu ermitteln und entdecken, dass in der Vergangenheit der Grossfamilie Reifenrath nicht immer alles mit rechten Dingen zu ging. So ist Reifenraths Frau Rita, Jahre zuvor spurlos verschwunden. Auch wurde ein Mädchen im Teich tot aufgefunden und ein Pflegesohn hat sich umgebracht. Was ging damals in der Pflegefamilie vor und wer sind die drei Leichen, die Beck's ausgegraben hat?
" Muttertag " ist der neunte Band rund um Ermittlern Pia Sander und meiner Meinung nach der Beste, den ich bisher gelesen habe. Allerdings habe ich noch wenig Erfahrung mit der Taunus Krimireihe, da ich hiermit erst das dritte Buch zu Ende gelesen habe. Etliche hatte ich begonnen und wieder abgebrochen, da sie mir zu überladen und wirr waren. Hier in " Muttertag " hat die Autorin endlich mal ein wenig abgespeckt in der Beziehung. Es sind zwar auch so noch viele Figuren, doch ich hatte viel weniger Probleme, sie auseinanderzuhalten. Man muss sich ganz sicher auf den detaillierten Schreibstil von Nele Neuhaus einlassen. Viele Nebengeschichtchen, die sowohl das Private der zahlreichen Ermittler, als auch andere Fälle betreffen, sind bei Nele Neuhaus einfach enthalten. Doch auch hier hatte ich den Eindruck, gerade beim Privaten wurde abgespeckt. Hat mir gut gefallen! Mich hat die Thematik, wie immer, wenn es um Kinder geht, betroffen und auch gefesselt. Es ist einfach so, dass mich gerade diese Opfergruppe noch mal mehr berührt in Krimis. Die Frage, ob ein Täter auf Grund der Erziehung oder durch die genetische Veranlagung zum Psychopathen wird, wurde sehr gut ausgearbeitet und in eine fesselnde Story eingeflochten.
Nach anfänglicher Verwirrung konzentriert sich die Autorin ziemlich schnell auf drei Handlungsstränge. Da ist erst mal der Mord und die Ermittlungen rund um Theo Reifenrath. Dann ein Strang in dem die 23jährige Schweizerin, Fiona Fischer nach dem Tod ihrer Mutter ihren Vater sucht. Ein grosser Teil dieses Stranges spielt in Zürich und die Autorin hat sehr viel Lokalkolorit eingebunden. Der dritte Strang sind kurze Passagen aus der Sicht des Täters, die absolut faszinierend, krank und psychologisch gut ausgearbeitet sind.
Ein grosses Plus in den Nele Neuhaus Krimis sind die nachvollziehbar ausgearbeiteten Tötungsmethoden und die folgenden Leichenschauen. Hier spürt man die hervorragenden Recherchen. Bei diesem Fall wird ein externer Profiler beigezogen. Bringt sehr gute Einblicke in dieses Themengebiet, wenn ich auch teilweise seine Erkenntnisse nicht ganz nachvollziehen konnte.
Dieser Krimi ist tatsächlich eine Premiere für mich. Zum ersten Mal hat mir ein Nele Neuhaus Buch wirklich so gut gefallen, dass ich es in zwei Tagen durchgelesen habe. Was im Anblick auf die Seitenzahl sehr viel aussagt. Und dazu noch die volle Punktezahl erreicht!
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