Dienstag, 6. November 2018

Todesreigen / Andreas Gruber

WENIGER GUT ALS SEINE VORGÄNGER !

Bewertung : ✭✭✭✫✫

Sabine Nemez vom BKA Wiesbaden hat es mit mysteriösen Todesfällen zu tun: Führungskräfte vom BKA begehen Selbstmord, kurz nachdem ein naher Verwandter starb. Leider muss sie das Kind erst mal alleine schaukeln, da ihr Mentor Maarten S. Sneijder immer noch suspendiert ist. Verstärkung bekommt Nemez von Tina Martinelli, auch sie eine ehemalige Schülerin von Sneijder.







Der Start in das Buch ist gelungen. Ein Geisterfahrer auf der Autobahn: da wird jedem, der Auto fährt, doch gleich ziemlich mulmig. Noch dazu ist diese beklemmende Situation sehr eindrücklich geschrieben. Und hier zeichnet sich schon das grosse Können von Andreas Gruber aus. Brenzlige Situationen so zu beschreiben, dass man als Leser Kopfkino sieht und Gänsehaut kriegt.
Leider hat mich die Geschichte im weiteren Verlauf nicht wirklich packen können. Der Grund ist wohl die komplexe Handlung, bei der es meine ganze Aufmerksamkeit benötigte, um nicht den Faden zu verlieren. Es geschehen so viele Morde und " Selbstmorde " dass ich nicht mehr wusste , wo mir der Kopf steht. Ständig wurde immer wieder eine der toten Personen erwähnt und ich wusste bei der Menge oft nicht mehr, was diese vor dem Ableben für eine Funktion hatte. Da die Handlung zudem immer wieder hin und her sprang, 30 Jahre zurück und dann wieder in die Gegenwart, war ich gegen Mitte Buch leicht verwirrt. Ein paar Tote weniger wären aus meiner Sicht definitiv mehr gewesen. Ein paar Zeitsprünge weniger, ebenfalls. Gerade die Beziehungen, Sympathien und Antipathien untereinander in den Reihen des BKA waren sehr komplex und haben mich etwas ermüdet. Hier hat sich eine leichte Langatmigkeit breit gemacht.
Da Sneijder erst mal suspendiert ist, kam er in der ersten Hälfte des Buches kaum zum Zug. Dafür schlüpfte Sabine Nemez in die Hauptrolle. Leider hat sie nicht sein Charisma und so hat mir im Hinblick zu den Vorgängern schon etwas gefehlt. Ich gebe offen zu, dass ich diese Reihe vor allem wegen Maarten S. Sneijder lese. Denn die Figur ist einer meiner liebsten Ermittler in Thrillern. Sehr sarkastisch und trocken verweist er, egal ob Kollege, Chef oder Zeuge alle auf ihren Platz. Und ich habe mich mittlerweile nun auch damit abgefunden, dass er kifft um besser denken zu können….
Wo man zu Beginn denkt, dass eine schlüssige Verbindung nicht möglich sein wird, beweist der Autor viel Fingerspitzengefühl. Die völlig verschiedenen Stränge verbinden sich zu einem Motiv des Täters, das nachvollziehbar ist. Leider ist der Täter sehr früh bekannt, was doch noch mal eine ganze Menge Spannung aus der Story nimmt.
"Todesreigen" ist der vierte Band einer Reihe und meiner Meinung nach sollte man die vorderen kennen um folgen zu können. Gerade die etwas spezielle Beziehung von Nemez, Martinelli und Sneijder, die auch den Reiz der Story ausmacht, versteht man sonst schwer.
Mir hat "Todesreigen" nach den ersten drei starken Büchern leider weniger gefallen. Gestrafft und mit weniger (toten) Figuren wäre dieses Buch vielleicht an seine Vorgänger heran gekommen.

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