Dienstag, 4. September 2018

Der Schmetterling / Gabriella Ullberg Westin

MIR WAR DER ERMITTLER NICHT SYMPATHISCH !

Bewertung : ✭✭✭✫✫

Johan Rokka kehrt als leitender Kriminalinspektor zurück in sein Heimatdorf Hudiksvall, 300 km von Stockholm entfernt. Noch nicht im Dienst, muss er schon die Ermittlung in einem Mordfall leiten. Henna, die Frau des bekannten schwedischen Fussballspielers Mans Sandin, wird an Heiligabend ermordet. Die Frau und ihre beiden Kinder warten auf den Weihnachtsmann. Sie öffnen dem Mörder, der als Weihnachtsmann verkleidet ist, die Türe. In der Meinung, dass in dem Kostüm Mans steckt….






Sehr schnell schafft die Autorin eine bedrückende Atmosphäre. Eine alltägliche Szene, die sich überall auf der Welt genau so abspielen könnte, verwandelt sich in ein Blutbad. Mit so einem Start hat eine Autorin / ein Autor mich relativ schnell und leicht am Wickel. Meine Neugier war geweckt. Sehr gefallen hat mir, dass man als Leser auch die Sicht des Witwers erfährt. Es hat mir jedoch gefehlt, dass die Kinder nicht einbezogen wurden. Die tauchen nämlich nach der Anfangsszene in die Vergessenheit ab. Man erfährt bis Seite 251 nicht mal ihre Namen, geschweige denn, dass sie als Hauptzeugen durch einen Polizeipsychologen befragt werden. Erst ab besagter Seite 251 kommt der Vater mal auf die Idee, dass man nun "mit den Kindern über den Vorfall sprechen kann". Den Ermittlern, die jeden Stein umdrehen, kommt dieser Gedanke nicht.
Sehr unsympathisch war mir Johan Rokka. Sein Privatleben nimmt einfach zu viel Raum ein. Langatmig, als er in Erinnerungen an vergangene Fussballabenteuer mit einem Kumpel abtaucht. Zudem muss er nach einem traumatischen Ende mit seiner Exfreundin eindeutig ein Manko Punkto Beziehungen haben. Denn er denkt immer wieder mal, dass genau diese Frau etwas für ihn wäre. Wie zum Beispiel eine Zeitschriftenverkäuferin, die Freundin des Opfers, die er befragt und schlussendlich die Tochter eines alten Freundes. Seite 158, nachdem er mit besagten Tochter des Freundes eine Nacht verbracht hat, fragt er sie: "Gibt es vielleicht einen anderen Mann in deinem Leben?" Worauf sie weint und sagt, dass sie nur ihn will. Und, dass sie den anderen Mann nicht mehr treffen wird. Seite 176 mischt er, der sich kurz vorher ja auch in eine Beziehung gedrängelt hat, sich in eine Affäre zwischen zwei Kollegen ein. Weil, er Untreue hasst. Was scheinbar bei anderen für ihn verwerflich ist, scheint bei ihm selbst kein Problem zu sein. Endgültig hat er es bei mir verscherzt, als er auch noch heimlich einer Kollegin beim Umziehen zusieht.
Die Hauptgeschichte, der Mord an Henna geriet mir zu oft in den Hintergrund. Die Story hat so viel seitenfüllende Handlung, dass man leicht den Überblick verliert. Eigentlich braucht es nicht unbedingt zu jeder Nebenfigur noch ein paar Abschnitte mit nicht relevanten Details. Zudem plätschert die Handlung doch sehr, dies vor allem in den endlosen Beschreibungen zu Pferderennen und vergangenen Fussballabenteuern.
Die Antwort auf die Frage, wer denn nun für den Mord verantwortlich ist, bedingt zwar Abstecher in die Vergangenheit. Doch war der Grund dann für mich persönlich zu wenig plausibel.
Der Schreibstil ist wie zuvor schon geschrieben, sehr ausufernd und nimmt durch die vielen Details sehr viel Spannung weg. Hier dürfte ruhig abgespeckt werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen